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Heiko Gärtner wurde am 12. März 1979 in Neumarkt geboren und wuchs in einem kleinen Örtchen namens Postbauer-Heng auf. Seine Mutter, die zuvor als Damenschneiderin gearbeitet hatte, widmete sich nach seiner Geburt gänzlich der Erziehung von Heiko und seiner größeren Schwester, während der Vater, der zunächst als Buchhalter gearbeitete hatte, die Leitung einer Generalagentur der Allianz übernahm. Dies ermöglichte es Heiko, recht behütet und unbeschwert aufzuwachsen, und sich bereits in frühster Kindheit der Erkundung der Welt um sich herum zuzuwenden. Dabei eignete sich auch eine Reihe neuer Fähigkeiten an. Vor allem Sprechen und Laufen erwies sich dabei als praktisch. Doch gerade als er beides richtig gut beherrschte und sich sicher war, dass seiner Freiheit und seinem Erkundungsdrang nun nichts mehr im Wege stand, bekam er einen jähen Dämpfer versetzt. Er kam in eine Einrichtung namens Kindergarten, in der nun plötzlich alles geregelt und vorgegeben war. Hier konnte er nicht mehr einfach im Schlamm spielen, wenn er im Schlamm spielen wollte. Denn für alles gab es nun Zeiten und Regeln, die sich mit dem Wechsel in die Schule noch verstärkten. Anstatt das die Welt und Leben mit all ihren Geheimnissen erkunden zu können lernte er nun andere Dinge, von denen die Erwachsenen glaubten, dass sie für unsere Gesellschaft wichtiger waren. Dazu gehörte zum Beispiel, dass es gut und wichtig war, sich Sorgen zu machen. Wenn man sich Sorgen machte, war man eigentlich immer auf der richtigen Seite. Und das Beste daran war, das man sich eigentlich über alles Sorgen machen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dabei einen Fehler zu machen. Von einigen Ärzten lernte er dabei, dass es gut war, sich zu sorgen, ob man sich denn auch richtig entwickelte. Schließlich könnte man ja jederzeit zu groß oder zu klein, zu dick oder zu dünn für sein Alter sein. Von seiner Mutter lernte er, dass man stets besorgt sein sollte, ob man genügend zum Essen hatte, während die Sorge seines Vaters eher der Frage galt, ob man auch stets genügend Geld zur Verfügung hatte. Damit wären wir auch schon bei der zweiten wichtigen Lektion, über die sich alle Welt einig zu sein schien: Geld ist wichtig! Ohne Geld geht gar nichts! Nicht einmal die Erde dreht sich, wenn wir nicht dafür sorgen, dass sie regelmäßig dafür bezahlt wird. Geld war, wenn man es so wollte, der eigentliche Mittelpunkt und der Sinn des Lebens. Wenn man etwas nicht für Geld machte, dann konnte man es eigentlich auch gleich ganz bleiben lassen, denn dann war es ja eh nichts wert. Das Wichtigste war also, einen guten Schulabschluss zu erreichen, mit dem man einen guten Job bekommen konnte, der einem dann das nötige Kleingeld zum Überleben oder Leben einbrachte. Von dieser Warte aus betrachtet war das Leben ja eigentlich ganz einfach aufgebaut. Man musste lediglich tun, was einem gesagt wurde und zu allem eine gute Miene machen. Einer der wenigen Bereiche, die hierbei eine Ausnahme zu sein schienen, war der Sport. Hier kam es plötzlich nicht mehr darauf an, stets den möglichst sichersten Weg zu gehen, sondern die beste Leistung zu erzielen. Dabei war es dann auch wieder erlaubt, mit verschiedenen Techniken zu experimentieren und selber Dinge herauszufinden. Dies faszinierte Heiko und so probierte er im Laufe seiner Kindheit nahezu jede Sportart aus, die er irgendwo finden konnte. Die meisten verwarf er jedoch nach kurzer Zeit wieder. Lediglich der Kampfsport bildete dabei eine Ausnahme, denn dieser begeisterte ihn so sehr, dass er viele Jahre lang intensiv Judo trainierte und später sogar andere Kinder ausbildete. Er kämpfte dabei im nationalen und internationalen Kader und gewann mehrere Preise und Auszeichnungen.
Ausbildung und Berufsleben
Doch Heiko war nicht der Typ, der seine Gefühle einfach unterdrückte und sich selber einredete, dass er in einem System glücklich werden würde, dessen Sinn er nicht erkennen konnte. Die Frage, welchen Beruf er wählen sollte ließ ihn regelrecht verzweifeln, denn es schien einfach keine zufriedenstellende Antwort darauf zu geben. Erst deutlich später erfuhr er, dass er damit nicht alleine war. So zeigen Studien, dass in Europa und in den USA rund 85 Prozent der Menschen mit ihrem Job unzufrieden sind und ihre berufliche Tätigkeit nicht mögen oder sogar hassen. In China und Japan sind es sogar 94 Prozent.
Der scheinbar unlösbare Konflikt in seinem Kopf überlastete seine Schaltkreise und er bekam einen Kurzschluss in Form einer Hirnhautentzündung. Dies führte dazu, dass er sich schließlich für den einzigen noch möglichen Weg entschied und einen Ausbildungsplatz in der Versicherungsagentur seines Vaters annahm. In den kommenden Wochen, in denen seine Ausbildung immer mehr zur Routine wurde, musste er sich eingestehen, dass er genau dort stand, wo er nie hatte stehen wollen: Er war im Begriff, sich in einen Beruf einzufügen, den er nicht mochte und den ich wohl trotzdem bis zu seinem 65. Lebensjahr ausüben würde. Wie also sollte er damit umgehen?
Zunächst einmal fand er zwei Zwischenlösungen, die ihn vorerst über Wasser halten sollten. Zum einen versuchte er, sein Leben weitgehend in den Freizeitbereich zu verlagern und stürzte sich dadurch ins Nachtleben. Gemeinsam mit seinem damals besten Freund sprang er von Tanzfläche zu Tanzfläche, besuchte jede noch so ausgefallene Festival und waren schließlich soweit, dass er als Show-Akt auf der Bühne mehr Geld verdienten, als er für das Partyleben ausgab. Doch all dies half nichts, solange er nicht auch im Berufsleben zumindest ein bisschen Erfüllung finden konnte. Dies gelang ihm, als er im Rahmen seiner Ausbildung zum ersten Mal in die Abteilung für die Gefahrenklassenbewertung hineinschnuppern durfte. Dort gab es Experten, die anhand von äußerlichen Merkmalen und bestimmten Ereignissen im Leben eines Menschen genau vorhersagen konnten, wann er welche Krankheit bekommen würde. Damit war der innere Fährtenleser in Heiko sofort wieder angetickt und erwachte zu neuem Leben. Immer tiefer lernte sich Heiko nun n dieses Thema ein und wurde so schließlich selbst zu einem Experten im Bereich Anamnese und Diagnostik, der Menschen lesen konnte wie andere Bücher oder Zeitschriften. Dennoch gab es eine Sache, die ihn störte und die dazu führte, dass er auch in dieser Arbeit niemals völlig aufgehen konnte. Sein Auftrag war es, anhand seiner Diagnosen die Tarife zu berechnen, die die betroffenen Menschen für ihre Krankenversicherung zu zahlen hatten. Sein Wissen wurde also nicht dazu verwendet, jemandem zu helfen, sondern nur ihm mehr Geld abzunehmen. Das konnte nicht das Ziel sein. Gleichzeitig spürte Heiko aber auch für sich selbst, dass ihn der Versicherungsalltag insgesamt krank machte. Die Geschäftspläne, die es zu erfüllen galt verzehnfachten sich innerhalb von nur acht Jahren und so kam der Punkt, an dem er selbst im Burnout landete und entschied, dass es so nicht weiter gehen konnte. In seinem Kopf ertönte bereits die schrille Alarmglocke eines Tinnitus, als er bereit war den vermeintlich sicheren Felsen der Versicherungswelt zu verlassen und den Sprung in die Freiheit zu wagen.
In den Jahren zuvor war er bereits immer wieder aus dem Arbeitsalltag ausgebrochen und hatte verschiedene Fernreisen unternommen, die ihn in alle Winkel der Welt geführt hatten. Auf diese Weise hatte er Schritt für Schritt immer mehr Erfahrungen für ein Leben mit und in der Natur sammeln können. So verbrachte er Monate mit Forschungsreisen und Expeditionen auf Island, machte Kanutouren durch Kanada und kam in Kontakt mit den Ureinwohnern auf Thailand und Neuseeland. Die Fähigkeit zu besitzen, autark in der Natur zu leben, faszinierte ihn dabei so sehr, dass er schließlich eine Berufsbegleitende Ausbildung zum Wildnismentor und Survivalexperten absolvierte. Parallel dazu ging er seiner Leidenschaft als Tierfotograf und Naturfilmer nach und lebte dafür unter anderem für mehrere Wochen umgeben von tausenden von Seevögeln in einer Brutkolonie.
Umschulung zum Traumberuf?
Für Heiko war nun klar, dass sein neuer beruflicher Werdegang in eine ganz andere Richtung zielen müsste. Wohin man kommt, wenn man einen Job hat, der einem nichts bedeutet und der einem kein Sinngefühl verleiht, dafür aber eine Menge Geld einbringt, hatte er nun bereits kennen gelernt. Jetzt ging es darum herauszufinden, wie er seiner Berufung nachgehen und eine Tätigkeit ausüben konnte, die ihn wirklich erfüllte.
Zunächst erschien ihm die Antwort darauf vollkommen klar zu sein, denn in dem Moment, wo er bei der Versicherung kündigte, hatte er bereits einen der wenigen Ausbildungslätze zum Nationalparkranger bekommen, die es in Deutschland gab. Der Job schien perfekt zu sein, denn auf diese Weise konnte er vollkommen Stressfrei in der Natur leben und arbeiten und dabei gleich noch einen Beitrag für die Umwelt und die Erhaltung besonderer Lebensräume leisten. Hoch motiviert absolvierte er seine Ausbildung, obwohl er dafür aus finanziellen Gründen in einem Bus auf dem Parkplatz der Akademie wohnen musste. Trotz allem, oder vielleicht auch gerade deswegen, schloss er die Ausbildung als zweitbester seines Jahrgang in ganz Europa ab. Damit sollten ihm nun eigentlich die Türen sämtlicher Nationarks offen stehen, doch leider war dies nicht der Fall. Wie sich herausstellte, ging es bei diesem Berufsmodell nämlich nicht um Qualifikationen oder Auszeichnungen, sondern einzig und allein um Beziehungen. Genaugenommen, hatte also bereits vor Beginn der Ausbildung festgestanden, wer die verfügbaren Positionen in diesem Bereich bekommen würde, und wer nicht.
Heiko musste sich also nach einer alternativen Lösung umsehen und stieß dabei auf eine Greifvogelwarte am südlichsten Ende von Deutschland. Die Stelle faszinierte ihn aus zwei Gründen: Zum einen hatte er dort die Gelegenheit, mit majestätischen Großgreifen zu arbeiten und diese aus nächster Nähe kennenzulernen. Zum anderen konnte er durch diese Arbeit zum Erhalt der seltenen Vögel beitragen und somit einen wichtigen Beitrag für den Artenschutz leisten. Aus diesem Grund war es für micihnh auch in Ordnung, dass man, wie so oft in diesem Berufsfeld, nahezu kein Geld verdiente, sondern eher eine Art Freiwilligenhelfer war. Doch auch hier dauerte es nur knapp einen Monat, bis er entdeckte, dass sich hinter der Fassade des armen, selbstlosen Tierschutzprojektes „Greifenwarte“, ein knallhartes und gut laufendes Business steckte, das heimlich die begehrten Sakerfalken für viel Geld an arabische Ölscheichs verkaufte. Dies geschah natürlich unter der Hand und hielt niemanden davon ab, das Projekt weiterhin mit Spenden, Fördergeldern und Freiwilligenarbeit am Laufen zu halten, denn das Geld, das über die Ölscheichs generiert wurde, kam nie in der Greifenwarte an. Dieser Umstand gemeinsam mit einer Reihe weiterer Unverzeihlichkeiten von Seiten der Chefebene, sorgten dafür, dass auch diese Anstellung nur ein kurzes Gastspiel für Heiko war. Und so sehr es ihn auch enttäuschte, so wichtig war doch die Lehre, die er daraus zog: Der Versuch, innerhalb des vorhandenen Systems einen Beruf zu finden, der gleichzeitig auch seine Berufung war, war zum Scheitern verurteilt! Wenn er einen Beruf ausüben wollte, der ihn weiterbrachte und ihm die Möglichkeit gab, einen echten Beitrag für die Schöpfung zu leisten, anstatt letztlich doch nur das zu unterstützen, was er eigentlich ändern wollte, dann musste er ihn sich selbst erschaffen.
Wildnismentor und Survivalexperte
So beschloss er, seine eigene Natur- und Wildnisschule zu gründen, um so selbst einen Ort zu schaffen, an dem all die Entwicklung stattfinden konnte, die er sich für sich und die Welt wünschte.
Damit dies gelingen konnte, musste er zunächst auf vielen Ebenen gleichzeitig aktiv werden. Zum einen brauchte er eine funktionierende und effektive Marketingstrategie, die dafür sorgte, dass er seine Kurse nicht mit sich alleine halten musste. Zum zweiten begann er, sich in allem fortzubilden, was irgendwie einen Bezug zum Natur-Mentoring hatte. Er lernte intuitives Bogenschießen, machte eine Ausbildung zum Berg- und Höhlenretter, wurde Klettertrainer, Hochseilgartentrainer, Kanuguide und einiges mehr. Um sich für die Einstiegsphase über Wasser zu halten, begann er zudem, als freier Trainer für andere Organisationen zu arbeiten, die in einem ähnlichen Feld tätig waren und ehe er sich versah legte er für seinen neuen Beruf sogar noch mehr Kilometer im Auto zurück, als seinerzeit im Außendienst bei der Versicherung.
Die nächsten Jahre waren gefüllt mit einer bunten Palette an unterschiedlichsten Aufträgen, die weit über Europa verteilt waren. Er gab Teamtrainings und Firmencoachings in Niederbayern, arbeitete mit psychisch auffälligen Kindern im Altmühltal, betreute kriminelle und drogenabhängige Kinder in der Eifel, gab Einzelseminare in Polen, organisierte Survivaltrainings in Österreich und leitete Expeditionen in Island. Dabei ging er mit der Zeit immer mehr in der Rolle des Wildnismentors, wie aber auch in der des Survivalexperten auf.
Zwei Jahre hintereinander verbrachte er fast seinen gesamten Dezember im Nordosten von Polen, wo ihn ein junger Mann gebeten hatte, ihn auf das Leben in der Natur vorzubereiten. Zum ersten Mal konnte er nun wirklich so unterrichten, wie er es immer tun wollte. Nicht nach einem Lehrbuch und einem Seminarplan, der alles regelte und keinen Platz für individuelle Bedürfnisse ließ, sondern nach der alten, indianischen Methode des Coyote-Teachings. Bei dieser besonderen Form des Lehrens war man als Mentor vor allem dafür da, den Schüler durch gezielte Fragen und Aufgabenstellungen dahin zu leiten, dass er alles, was er wissen und können wollte, selbst herausfand. Der Coyote ist dabei für seine Unvorhersehbarkeit, seine Tricks und seine Scherze bekannt, mit denen er andere immer wieder irritiert und sie dadurch stets über sich selbst hinauswachsen lässt.
Genau dies waren auch die Eigenschaften, die man als Wildnismentor brauchte und die Heiko bei seiner Arbeit die meiste Freude machten. Auf diese Weise musste er nicht wie ein Lehrer vor der Tafel stehen, sondern konnte gemeinsam mit seinem Schüler auf Entdeckungstour gehen. Sie bauten sich Iglus, um herauszufinden, wie warm es darin wirklich werden konnte, testeten, ob es möglich war, mit einem Grasboot über die halb vereisten Flüsse zu fahren, folgten den Bisonspuren, bis sie sich mitten in ihrer Herde befanden, und probierten aus, wie lange man es in einem handelsüblichen Drei-Jahreszeiten-Schlafsack bei Temperaturen von minus 30 Grad aushält. Dank dieser Survivaltrainings wurde unerwarteter Weise in den ersten Jahren vor allem der Winter zu einer besonders abenteuerlichen Zeit, während die Sommer mit Kinder- und Jugendkursen immer mehr zur Routine wurden.
Arbeit als Extremjournalist
Je erfolgreicher die Wildnisschule wurde, desto lauter wurden auch wieder andere Stimmen in Heiko, die ihn erneut zu einer Kursänderung veranlassten. Anderen Menschen zu zeigen, wie sie in bestimmten Extremsituationen überleben und wie sie selbst wieder eine tiefere Verbindung zur Natur bekommen konnten war schön und gut, doch mit der Zeit blieb dabei die eigene Entwicklung ein bisschen auf der Strecke. So waren die „Extremsituationen“ in denen Heiko sein Survivalwissen anwenden konnte letztlich immer doch nur Szenarien und gestellte Fallbeispiele. Egal wie groß und ausgefallen er sich seine Herausforderungen auch suchte, es blieb stets beim „Was wäre wenn?“
Aber war man wirklich ein richtiger Survivalexperte, wenn man nicht einmal von sich selbst wusste, ob man in einer echten, realen Extremsituation überhaupt bestehen würde? Diese Frage plagte Heiko viele Monate lang, bis er endlich genug hatte und beschloss, die Antwort darauf herauszufinden. So bereitete er sein erstes wirklich großes Wildnisabenteuer vor, das keinen Seminar-Charakter hatte, sondern ihn wirklich in die reale Welt hinaus schickte. Über drei Monate hinweg wollte er mit nichts weiter als einer steinzeitlichen Ausrüstung und ohne einen Cent Geld 3300km durch Europa wandern. Ein kühnes Projekt, doch es erzielte den Erfolg, den er sich erhofft hatte. Er konnte sich selbst als Survivalprofi in realen Situationen kennenlernen und dabei seine eigenen Grenzen ausloten und seine Fähigkeiten erweitern. Als wenige Monate später Franz zu ihm stieß und von da an ein Teil der Wildnisschule wurde, begannen sie noch weitere ausgefallene Projekte ins Leben zu rufen. So reisten sie als Blinde durch das Land und lebten mit Obdachlosen, Drogen-Dielern, Prostituierten und anderen Grenzgängern auf der Straße. Dabei ging es ihnen zum einen um den eigenen Lernerfolg und zum anderen darum gerade über die Bereiche des Lebens und unserer Gesellschaft aufzuklären, über die wir sonst nur sehr wenig wissen. Durch diese Arbeit in Kombination mit ihren immer ausgefalleneren und härteren Survival- und Wildniskursen, wurde auch die Presse immer stärker auf sie aufmerksam. Mehr und mehr sprach sich herum, dass Heiko gemeinhin als härtester Survivaltrainer galt und so wurde er als Wildnisexperte zu Sendungen wie Gallileo, Welt der Wunder, TerraXpress und sogar zu einer japanischen Doku-Show eingeladen.
Ausbildung zum Medizinmann und Aufbruch auf die Weltreise
Je mehr sie jedoch in das Leben als Survivalexperten und Wildnismentoren eintauchten und je weiter sie dabei hinter die Fassaden unserer Gesellschaft blickten, desto stärker wurde ihnen bewusst, dass sie so nicht mehr lange weiter leben konnten. Sie befanden sich in einem System, in das sie einfach nicht mehr hinein passten und von dem sie wussten, dass es sie auf Dauer krank machen und zerstören würde. Dass sie aus der Gesellschaft aussteigen würden, war dabei längst schon keine Frage von „ob“ mehr, sondern nur noch von „wann“ und „wie“. Denn noch hatten sie keine konkrete Idee, wie so ein alternatives Leben aussehen könnte. Es gab viele Vorstellungen um mögliche Optionen, aber noch nicht den zündenden Funken, der die Sache ins Rollen brachte. Irgendwo her brauchten sie dazu noch eine kleine Inspiration. Und diese kam kurz darauf von einer Seite, von der sie am wenigsten damit gerechnet hätten.
Einige Wochen nach Abschluss des Blindenprojekts bekam Heiko einen Anruf von einem alten Freund und Mentor, von dem er lange Zeit nichts mehr gehört hatte. Es handelte sich um einen Medizinmann aus Oklahoma, für den Heiko einige Jahre zuvor eine Dokumentation über sein Leben bei den Aborigines geschrieben hatte. Nun war er gerade dabei, ein internationales Treffen von Medizinleuten in Österreich zu organisieren, bei dem Heiler und Medizinleute aus aller Welt über einen Zeitraum von einem Jahr regelmäßig auf einer abgelegenen Alm zusammenkommen wollten, um ihr Heilwissen zu bündeln. Die Idee war es, eine Art Akupunkturpunkt der Heilung auf der Welt zu erschaffen, von dem sich aus das alte Wissen wieder verbreiten konnte. Der Schamane bestand darauf, dass auch Heiko zu dem Treffen erscheinen sollte und erklärte sich nach kurzer Überredung auch damit einverstanden, dass Franz ihn begleitete. Je mehr Zeit die beiden mit den Medizinleuten verbrachten, desto klarer formte sich ein Bild von einer Richtung, in die sie ihre Reise führen konnte. Ohne es direkt auszusprechen und doch mit unmissverständlicher Deutlichkeit forderten die Medizinleute sie am Ende auf, sich auf einen Medicine-Walk also eine traditionelle Heilungsreise zu begeben und dabei das Medizinwissen aus aller Welt zusammenzutragen. Damit Heiko verstehen konnte, was eine solche Reise ausmachte, gab ihm sein Mentor zum Abschied eine Kopie eines alten Tagebuches mit auf den Weg. Es waren die die Tagebücher von Stalking Wolf, einem Apachenscout, der mit 18 Jahren von seinem Klan ausgesandt worden war, um das Wissen aller noch verbliebenen Indianerstämme Nordamerikas zusammenzutragen. Von diesem Tag an wanderte er 62 Jahre lang zu Fuß durch Nordamerika, ohne jemals in ein Auto einzusteigen oder auch nur einen einzigen Cent anzufassen. All sein Wissen und seine Erfahrungen hielt er dabei in diesen Büchern fest. Damit hatten sie nach all der Zeit nun endlich auch eine Antwort auf die Frage wie sie aus dem System aussteigen wollten. Sie würden zu einem Medizingang aufbrechen, so wie Stalking Wolf es getan hatte, um als wandernde, nomadische Forscher und Entdecker längst vergessen geglaubtes Wissen wieder zusammenzutragen. Sie würden zu Wanderheilern und mobilen Philosophen werden, die das Leben selbst erforschten und die sich von ihrem Lebensfluss treiben ließen, um dort zu helfen, zu wirken und zu wandeln, wo es gerade erforderlich war.
Je mehr Zeit die beiden mit den Medizinleuten verbrachten, desto klarer formte sich ein Bild von einer Richtung, in die sie ihre Reise führen konnte. Ohne es direkt auszusprechen und doch mit unmissverständlicher Deutlichkeit forderten die Medizinleute sie am Ende auf, sich auf einen Medicine-Walk also eine traditionelle Heilungsreise zu begeben und dabei das Medizinwissen aus aller Welt zusammenzutragen. Damit Heiko verstehen konnte, was eine solche Reise ausmachte, gab ihm sein Mentor zum Abschied eine Kopie eines alten Tagebuches mit auf den Weg. Es waren die
die Tagebücher von Stalking Wolf, einem Apachenscout, der mit 18 Jahren von seinem Klan ausgesandt worden war, um das Wissen aller noch verbliebenen Indianerstämme Nordamerikas zusammenzutragen. Von diesem Tag an wanderte er 62 Jahre lang zu Fuß durch Nordamerika, ohne jemals in ein Auto einzusteigen oder auch nur einen einzigen Cent anzufassen. All sein Wissen und seine Erfahrungen hielt er dabei in diesen Büchern fest. Damit hatten sie nach all der Zeit nun endlich auch eine Antwort auf die Frage wie sie aus dem System aussteigen wollten. Sie würden zu einem Medizingang aufbrechen, so wie Stalking Wolf es getan hatte, um als wandernde, nomadische Forscher und Entdecker längst vergessen geglaubtes Wissen wieder zusammenzutragen. Sie würden zu Wanderheilern und mobilen Philosophen werden, die das Leben selbst erforschten und die sich von ihrem Lebensfluss treiben ließen, um dort zu helfen, zu wirken und zu wandeln, wo es gerade erforderlich war.
Doch bevor es wirklich zum Aufbruch kommen konnte, war von diesem Zeitpunkt an noch rund ein Jahr, das geprägt war von Vorbereitungen, Umorientierung, Planung und Organisation. Sie trieben Sponsoren auf, machten Pressetermine aus, suchten sich Partnerprojekte mit denen sie zusammenarbeiten wollten, legten ihre ersten Ruten fest, stellten eine Ausrüstung zusammen und sorgten dafür, dass die Wildnisschule auch ohne sie weiterlaufen konnte. Je näher der Tag des Aufbruchs rückte, desto mehr Aufgaben schienen hinzuzukommen. Am Ende arbeiteten sie fast 24 Stunden durch, tauschten Schlaf gegen Kaffee ein und aßen vor dem Computer. Sogar die Weihnachtsfeiertage wurden genutzt, um die neuen Pilgerwägen aufzubauen und zu testen. Dann war er gekommen, der große Tag des Aufbruchs!
Und seither sind sie nun auf dem Weg, als wandernde Forscher, als moderne, digitale Nomaden um die Welt zu fuß zu bereisen und zu entdecken.
Vita
Vita Heiko Gärtner
1979: Geburt 1982: Erster Versuch, die Welt auf eigene Faust zu erkunden. Scheitert am akuten Protest der Eltern 1984: Ausgedehnte Abenteuer im Wald gemeinsam mit Onkel Rudi, der auch Unterricht im Naturpfeifen bauen erteilt. 1985-1989: Grundschulzeit und erste Studienprojekte als Naturforscher im heimischen Wald (zum Leidwesen der örtlichen Bibliothekarin). 1989-1993: Besuch des Neumarkter Gymnasiums 1990: Fertigstellung des ersten selbstgebauten Tischkickers 1993: Erste große Auszeit aus dem System aufgrund eines Schulabbruchs und 6 Monaten „Leerlaufzeit“. 1993-1996: Wechsel auf die Realschule mit Abschluss 1996: Beginn der Ausbildung bei der Allianz / Unbestätigter Weltrekord im Büroklammerschlangenbauen 1997: Beginn der nebenberuflichen Karriere als Showtänzer und Eventorganisator 1999-2003: Berufsinterne Ausbildungen und Fortbildungen im Bereich Körpersprache, Gestik und Mimik, Lesen von Mikrogesten und Antlitzzeichen, Profiling und Verhaltensforschung unter anderem von Samy Molcho und Hans D. Schittly. 2000: Reise nach Thailand und erste Begegnung mit Shaolin-Mönchen und Naturheilern 2001: Expedition nach Neuseeland mit Besuch der Maori. Erlernen des rituellen Feuertanzes der Maori und anschließend Beginn einer nebenberuflichen Karriere als Feuerkünstler 2002: Erste Expedition nach Kanada inklusive Kanutour durch das Youkon-Teslon-Teretory und Wanderung durch eines der größten Eisgebiete der Welt. Sommer 2003: Erste Fotoexpedition nach Island mit 14tägigem Aufenthalt in den Vogelfelsen 2004-2006: Weitere Expeditionen nach Island Herbst 2005: Zertifizierung als Wildnislehrer und Wildnispädagoge 2005: Doppelleben als Versicherungsfachwirt am Tag und Waldmensch in der Nacht. Herbst 2006: Ausstieg bei der Allianz und Abgabe der eigenen Generalagentur an den Sozietätspartner. Beginn der Ausbildung zum Natur- und Landschaftspfleger, sowie zum Nationalparkranger. Sommer 2007: Abschluss der Ausbildung zum Natur und Landschaftspfleger mit Auszeichnung als drittbester Absolvent des Jahrgangs auf Europaebene incl. Abstaubung eines feuchten Händedrucks von Außenminister Joschka Fischer. Frühjahr 2008: Arbeit als Falkner in einer Greifenwarte. Sommer 2008: Erste Tätigkeit als Wildnislehrer und Seminarleiter / Aufbau der Wildnisschule Heiko Gärtner Sommer 2008 bis Sommer 2009: Durchführung mehrer Expeditionsreisen nach Island als Expeditionsleiter August 2008: Ausbildung zum Bogenschießguide mit Zertifikat Herbst 2008: Ausbildung und Zertifizierung zum Jäger und Fallensteller 2008-2009: Ausbildung zum Berg- und Höhlenretter und freiwillige Arbeit bei der Bergwacht der fränkischen Schweiz Winter 2008: Durchführung des ersten Winter-Extrem-Camps in Polen bei -30°C Winter 2009: Durchführung des zweiten Winter-Extrem-Camps in Polen bei -30°C Frühjahr 2010: Erste gemeinsame Arbeiten mit Franz Bujor Sommer 2010: Erstes extremjournalistisches Projekt: Als Steinzeitmensch 3300km zu Fuß bis nach Spanien wandern, um zu testen, wie gut man als Survival-Experte wirklich ist. 2011 bis heute: Tätigkeiten als TV-Survivalexperte für NDR, Pro7 Gallileo, Welt der Wunder, Nippon-TV, Terra-X-press und andere Januar 2012: „Das ßß - Obdachlosenprojekt als Extremjournalist 2012-2013: Teilnahme an regelmäßigen, internationalen Treffen von Medizinleuten und Ausbildung zum Energieheiler Fachrichtung „Presence Healing“ unter der Leitung von Darrel Combs. Juli 2012: „Fühl dich ein!“ Blindenprojekt als Extremjournalist Sommer 2013: Inoffizielle Ausbildung zum Sauna-Aufgießer in Ungarn Oktober 2013: Veröffentlichung des Buches „Krankheiten auf einen Blick erkennen“ November 2013: Abgabe der Wildnisschule Heiko Gärtner in die kompetenten Hände eines selbst ausgebildeten Trainer-Teams Januar 2014: Beginn des Nomadenlebens und der fünfjährigen Wanderung zu Fuß und ohne Geld durch Europa Oktober 2016: Veröffentlichung des Buches „Die natürliche Heilkraft der Bäume“ Seit Januar 2019: Zweite Phase des „längsten Charity-Walks der Welt und Versuch, einmal jedes Land und jeden Kontinent dieser Erste zu Fuß zu bereisen.
10 Fragen
10 Fragen an Heiko Gärtner
Warum hast du dein gesellschaftliches Leben aufgegeben?
Dass in mir das Herz eines Rebellen schlug, der sich nicht gern in eine Schublade pressen ließ, in die er nicht gehörte, merkte ich schon als Kind. Die Schule war für mich stets vor allem ein Ort, der mich vom Lernen und Forschen anhielt. Ich konnte nicht verstehen, warum ich hier stundenlang auf einem unbequemen Holzstuhl sitzen sollte, um den einschläfernden Worten meiner Lehrer zu lauschen, wo es da draußen doch eine Welt voller Rätzel, Wunder und Geheimnisse gab, die allesamt entdeckt und erforscht werden wollten. Kaum hatte die Schulglocke geläutet, huschte ich auch schon hinaus in die Wälder und nahm alles unter die Lupe, was mir unbekannt war. Unzählige Male schnappte ich mir dabei Würmer, Käfer, Pilze oder Pflanzen und stapfte mitsamt meinen verschlammten Stiefeln in die kleine Bücherei um die Ecke. Voller entsetzen starrte die Bibliothekarin auf meinen Tisch, auf dem dann die Waldbewohner herumkrabbelten, während ich in Büchern nachschlug um herauszufinden, um wen es sich handelte.
Doch je älter ich wurde, desto fester wurde der Griff, der mich festhielt und mich in ein Gesellschaftsmuster drängte, das nicht zu mir passte. In meinem Fall war es jedoch schon immer mein Körper, der mir zuerst zeigte, dass ich mich in eine Richtung bewegte, die mich nicht ans Ziel brachte. Während der Schulzeit spürte ich dies bereits durch eine Hirnhautentzündung und eine Nierenkolik. Erstere führte dazu, dass ich nach meinem Schulabschluss zunächst ohne eine Hoffnung auf einen Ausbildungsplatz da stand. Wenn ich ehrlich bin, war dies ja auch genau das, was ich erreichen wollte. Ich wollte ja keinen Beruf erlernen, von dem ich bereits jetzt schon wusste, dass er mir nicht gefallen und mich nicht glücklich machen würde. Natürlich konnte ich mir das damals nicht eingestehen, denn man musste ja schließlich einen sicheren Job haben.
Aus diesem Pflichtbewusstsein heraus, gab ich dem Druck nicht nach und überlegte, was das Leben wohl mit mir vor haben könnte, wenn es mich gezielt von einem „normalen“ Beruf abhält. Stattdessen ging ich den Weg des geringsten Widerstandes und nahm den einzigen Job an, den ich trotz der Hirnhautentzündung problemlos bekommen konnte. So wurde ich Auszubildender in der Versicherungsagentur meines Vaters. Ich absolvierte die Lehre, wurde ein fester Mitarbeiter und übernahm schließlich sogar in Kooperation mit meinem Gesellschafter die Leitung. Dabei stellte ich fest, dass ich zwar den Beruf an sich nicht mochte, dass ich aber dennoch ein sehr guter Verkäufer war. Ich entdeckte zwei Talente, die mir das Leben trotz dieses Irrwegs leicht machen. Das erste war meine Beobachtungsgabe. Mir vielen einfach all die kleinen Details auf, über die die meisten Menschen einfach hinwegsehen. Dadurch war ich imstande, jeden Menschen zu lesen wie ein Buch, da wir stets mit Mikrogesten und Antlitszeichen unseren wahren Kern zeigen, auch wenn wir ihn gerne verstecken wollen.
Das zweite war die Fähigkeit, dinge plastisch, anschaulich und einleuchtend zu erklären, so dass sie für Jedermann nachvollziehbar wurden und einleuchtend klangen. Damit war ich zum einen in der Lage, jedem Menschen alles anzudrehen, was ich wollte. Versicherungen zum Beispiel. Denn ich konnte zunächst erkennen, was ein Mensch brauchte, oder was er sich wünschte, und konnte ihm mein Produkt dann so erklären, dass es genau zu diesen Bedürfnissen passte. Zum anderen war ich aber auch in der Lage, Menschen wirklich nachhaltig bei Sorgen, Problemen, Ängsten oder Krankheiten zu helfen, da ich zunächst erkennen konnte, was ihnen fehlte und ihnen zudem anschaulich erklären konnte, welche Wege es hinaus gab. So lange ich jedoch bei der Versicherung arbeitete, überwog zwangsläufig die erste Variante und ein wichtiger Teil in mir, wollte nicht zulassen, dass ich mein Talent auf solch eine Weise missbrauchte. Und da die erste Krankheit als Wegweiser nicht den gewünschten Erfolg gebracht hatte, bekam ich nun in Form eines Tinnitus einen weiteren Hinweis, dass es an der Zeit war, meinem Leben einen Sinn zu geben, der aus mehr als Geld verdienen und Party machen bestand.
Diese Beziehung des inneren Taktgebers, der mir immer wieder mit Leiden, Krankheiten oder Schmerzen zu verstehen gab, dass ich von meinem Weg abgekommen bin oder gegen mein eigenes Herz handelte, blieb von da an bestehen. So unternahm ich immer wieder kleinere und größere Schritte, die mich immer näher zu dem führten, was für mich wirkliche Freiheit und Sinnhaftigkeit bedeutete. Ich gab den Job bei der Allianz auf, um Nationalparkranger zu werden, gründete später meine eigene Wildnisschule und arbeitete als Natur- und Wildnisexperte für verschiedene Fernsehsender. Doch je mehr ich versuchte, innerhalb der Gesellschaft meinen eigenen Platz zu finden, ohne mich dabei verbiegen zu lassen, desto mehr wurde mir klar, dass dies nicht möglich war. Ich musste mich entscheiden. Wollte ich weiterhin innerhalb der Gesellschaft leben und die Vorteile, die sie mir bot mit dem Preis meiner Aufrichtigkeit, meiner Gesundheit und meines Lebenssinns bezahlen, oder wollte ich ganz ich sein und dafür akzeptieren, dass ich wohlmöglich alles hinter mir lassen musste, was mein Leben bisher bestimmt hatte? Nun, die Antwort, für die ich mich entschieden habe ist bekannt.
Warum folgst du keinem Beruf mehr?
Unser Wort „Beruf“ leitet sich in seinem Ursprung eigentlich von „Berufung“ ab und sollte daher die Tätigkeit sein zu der man sich „berufen“ fühlt. Unsere Berufung ist das, bei dem unser Herz aus vollem Hals jubelt! Es ist das, was uns bereits am frühen Morgen voller Begeisterung aufstehen lässt, dass das uns antickt, in das wir uns hineinfuchsen können, was und geil macht und unsere Lebensfreude weckt. Leider ist diese Idee einer Tätigkeit als Berufung im Laufe der Menschheitsgeschichte wohl irgendwann verloren gegangen und hat sich ins Gegenteil verkehrt. Unsere heutigen Berufe sind zumeist zwangstätigkeiten, die uns keine oder nur wenig Freude bereiten, die wir nicht tun würden, wenn wir nicht das Geld benötigen würden, das wir dafür bekommen und die uns oft auslaugen, krank machen, nerven oder ankotzen. Hinzu kommt, dass wir mit den meisten Berufen nicht nur uns, sondern auch unserem gesamten Planeten und all seinen Bewohnern schaden. Nahezu alles, was wir heute produzieren, wird mit Hilfe von Chemikalien und Giftstoffen hergestellt, die unsere Umwelt und somit auch uns selbst belasten. Das geht inzwischen soweit, dass wir Jahr für Jahr im Schnitt rund eineinhalb Kilogramm reines Gift über die Nahrung, das Wasser, die Luft und den Hautkontakt zu uns nehmen. Und die gleiche Menge muten wir natürlich auch den Tieren zu.
Eine Umfrage in den USA hat ergeben, dass rund 85% aller Menschen ihren Beruf nicht leiden können und bereits innerlich gekündigt haben. Ich selbst brauchte nicht lange in mich hinein zu fühlen um zu erkennen, dass ich eindeutig dazu gehörte. Also beschloss ich, wieder zum Ursprung zurückzukehren und mich zu fragen, was meine wahre Berufung ist. In meinem Fall ist es die Förderung von Heilung und Entwicklung, sowie das Erforschen und Entdecken von Zusammenhängen aller Art.
ANTLITZDIAGNOSE ZUM BESTIMMEN VON VERSICHERUNGSPOLICEN
Das Thema Freiheit spielte in meinem Leben schon immer eine große Rolle. Ich lasse mich nicht gerne einsperren, sei es nun räumlich, emotional, geistig oder spirituell. Die Welt ist grenzenlos und ich möchte diese Grenzenlosigkeit auch in meinem Alltag spüren. Außerdem ist unsere Welt viel zu schön und zu vielseitig, um sie sich einfach nicht anzuschauen. Als Webnomade habe ich die Möglichkeit, unseren Planeten als ganzen wahrzunehmen, mit all seinen schönen und unschönen Seiten. Wenn mir etwas gefällt, hält mich nichts davon ab, eine Weile zu bleiben und alles genau zu erkunden. Wenn ich jedoch in Regionen oder an Orte komme, die mir nicht gefallen, dann weiß ich, dass ich bereits nach einem Tag wieder weiter ziehen und wahrscheinlich wieder an schönere Plätze gelangen werde. Mehr noch! Es kommt sogar vor, dass wir Einladungen in Hotels oder Schlösser ablehnen und einfach weiterziehen, wenn wir feststellen, dass uns der Platz nicht gefällt, weil er beispielsweise zu laut ist oder weil die Menschen dort nicht freundlich sind. Wenn man fest an einen Ort gebunden ist, ist man zumindest in unserer momentanen Gesellschaft immer gezwungen, Kompromisse einzugehen. Als Nomade zwingt mich dazu niemand. Ich kann sie eingehen, wenn ich es möchte und wenn ich das Gefühl habe, dass es mir dadurch besser geht. Ich kann mich aber auch stets dafür entscheiden, einfach zu gehen und beispielsweise ein paar Tage in meinem Zelt draußen im Wald zu verbringen. So fällt es mir viel leichter zu erkennen, was mir wirklich gut tut und was mir schadet, als wenn ich in eine feste, gesellschaftliche Struktur eingebunden bin.
Aber das ist nur ein Aspekt. Wenn ich längere Zeit an einem Ort bin, habe ich stets das Gefühl zu stagnieren und mehr oder weniger auf der Stelle zu treten. Durch das Wandern haben wir eine tägliche, fest installierte Routine, die dafür sorgt, dass wir immer mindestens zwei oder drei Stunden am Tag den Kopf frei bekommen. So können wir die Dinge einfach wirken lassen und einen gesunden Abstand zu allem bekommen. Das hat uns schon bei vielen schweren Entscheidungen und vertrackten Situationen geholfen. Denn oft zeigt sich, dass eine Lage gar nicht so vertrackt ist, wie man am Anfang meint und dass man die meisten Probleme selbst in seinem eigenen Kopf erzeugt.
Warum hast du das sesshafte Leben an den Nagel gehangen?
Ich habe irgendwann in meinem Leben erkannt dass es zwei Arten von Menschen gibt. Die einen könnte man als Platzhüter bezeichnen. Sie fühlen sich vor allem Dann wohl, wenn sie an einem Ort bleiben dürfen und vermissen ihn meist schon, wenn sie für wenige Tage in den Urlaub fahren. Sie lieben es, sich ein gemütliches Zuhause aufzubauen und oftmals haben sie einen persönlichen Bezug zu den Pflanzen, Tieren, Menschen aber auch Gegenständen und Plätzen in ihrer nähe. Sie erschaffen sich gewissermaßen eine kleine Welt rings um ihre Heimat, in der sich die ganze große Welt wiederspiegelt.
Diese Menschen sind aus tiefster Seele sesshaft und es bricht ihnen das Herz, wenn man sie herausreist und sie zwingt, irgendwo in die Ferne zu ziehen. Sie bewachen, beschützen und behüten den Platz an dem sie leben, als wäre es ein Teil von ihnen und sorgen so dafür, dass er wächst und gedeiht. Dies ist ihre Art, die Liebe auszudehnen.
Dann aber gibt es Menschen, die schon als Kleinkinder spüren, dass sie von einer inneren Stimme hinaus ins Unbekannte gerufen werden. Sie lieben es, Neues zu erkunden und möchten am liebsten jeden Tag woanders sein. Sie länger an einem Platz festzuhalten, ohne dass sie zumindest zwischendurch auf Erkundungstour gehen können, fühlt sich für sie wie ein Gefängnis an und sie haben immer wieder das Gefühl, einfach mal raus zu müssen.
Diese Menschen sind vom Herzen her Nomaden und sie finden ihre Lebensaufgabe darin, zu Forschen und neues Wissen einzuholen, das dann von den Sesshaften vertieft und weiterentwickelt wird.
In unserer Gesellschaft haben wir für die nomadischen Menschen leider nur noch wenig Platz und oftmals haben wir sogar das Gefühl, dass die beiden Typen miteinander verfeindet sein müssen oder sich nicht verstehen können. Dabei leben sie eigentlich in einer perfekten Symbiose, da jeder den anderen braucht um wachsen und sich entwickeln zu können. Der Nomade, der von vielen Naturvölkern auch als Windmensch bezeichnet wird, läuft ohne den Sesshaften Gefahr, sich zu verlieren und vollkommen unstet, orientierungslos und rastlos zu werden. Der Sesshafte, den man auch als Erdmenschen bezeichnen kann, schwebt ohne den Nomaden hingegen immer in der Gefahr, zu stagnieren und in alten, eingefahrenen Mustern hängen zu bleiben.
Keiner der beiden Typen ist besser oder schlechter als der andere und keiner der beiden Lebenswege ist richtiger oder falscher. Die entscheidende Frage, die man sich jedoch stellen und ehrlich beantworten muss lautet: „Zu welchem Typ gehöre ich?“ Nur wenn man das weiß, kann man sich auch fest und zweifelsfrei für seinen Lebensweg entscheiden. In meinem Fall habe ich für mich erkannt, dass ich ohne jede Frage ein Windmensch, also ein Nomade bin, der an einen Ort gebunden langfristig eingehen würde. Das ist nicht erst seit kurzem so, sondern begleitet mich bereits mein ganzes Leben. Als Kind war ich ständig mit meinen Judo-Tournieren unterwegs. Später habe ich dann im Außendienst der Versicherung gearbeitet und jährlich viele tausend Kilometer in ganz Bayern zurückgelegt. Dann habe ich während meiner Fortbildung in einem Bulli gelebt und als Wildnisschulleiter war ich wieder mehr unterwegs, als ich zuhause war. All dies waren keine bewussten Entscheidungen, es hat sich einfach ergeben, weil etwas in mir schon seit jeher nomadisch leben wollte. Wenn ihr auf euer eigenes bisheriges Leben zurückblickt, könnt ihr nach ähnlichen Mustern suchen, die euch verraten, ob ihr Nomaden oder Sesshafte seid. Wenn ihr das wisst, müsst ihr nur noch danach leben und ihr werdet merken, dass sich allein dadurch vieles wandeln wird.
Was hat dich motiviert, dein Leben so drastisch zu verändern?
Einer der Hauptgründe, warum wir uns häufig nicht dafür entscheiden, unseren Traum zu leben, sondern irgendwelchen Kompromisslösungen anhaften, ist unsere Trägheit. Wir Menschen neigen dazu, weiter in dem Zustand zu verharren, in dem wir uns gerade befinden. Wenn wir wissen, dass wir gerne am Meer leben möchten, aber in einer Stadt im Binnenland leben, dann ziehen wir oftmals nicht um, weil wir uns unsicher sind, was dann auf uns zukommt. Wir haben Angst vor dem Unbekannten und ziehen daher ein bekanntes Leid einer unsicheren Aussicht auf Glück und Freude vor. Gedanken wie: „Hier kenn ich mich wenigstens aus! Was ist, wenn es da noch schlimmer wird? Da habe ich ja nicht einmal Freunde!“ halten uns oft von den wichtigsten Lebensentscheidungen ab. So ging es auch mir. Ein Teil von mir hatte sich längst damit angefreundet, einen gut bezahlten Job bei der Versicherung zu haben, und mein Leben in den Freizeitbereich zu verlagern, oder später auch als Wildnismentor zu arbeiten. Doch hatte ich stets einen inneren Motivator, der mir sofort mitgeteilt hat, wenn ich meinen Lebensweg verlassen oder gegen mich gehandelt habe. In meinem Fall bestand er aus einem Leidenskörper in Form des Tinnitus und anderer Krankheiten, oder Einschränkungen, die immer dann spürbar wurden, wenn ich mich der Bequemlichkeit hingab und gegen meine Intuition also meine Herzensstimme handelte.
Einen solchen inneren Motivator besitzt theoretisch jeder, doch haben wir ihn zum Teil so tief in uns vergraben, dass er kaum mehr reagiert, so dass wir mitunter Jahrzehnte in die falsche Richtung laufen können, ehe wir es bemerken. Oder aber wir verstehen den Hinweisgeber nicht und halten unser Leiden für etwas böses oder willkürliches, das und von außen trifft, ohne dass wir einen Bezug dazu haben. In beiden Fällen ist es oft schwierig, sich aus einer unangenehmen Situation zu befreien, weshalb es oft hilfreich ist, sich dann einen Partner zu suchen, der diesen Part mit übernimmt.
Warum willst du gerade ausgerechnet zu Fuß unterwegs sein?
Reisen bedeutet für mich in erster Linie, die Welt aus verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen. Wenn ich in einem Auto sitze oder auch auf einem Fahrrad, und mit hoher Geschwindigkeit durch die Landschaft flitze, dann verpasse ich viele wichtige Details, die mir helfen, die Zusammenhänge zu erkennen. Mit einem Verkehrsmittel unterwegs zu ein, ist in meinen Augen ein bisschen so, wie sich einen Film anzuschauen, während man auf vorspulen drückt. Natürlich ist es praktisch, weil man eine Menge Zeit spart und einen Film, der normalerweise zwei Stunden dauern würde auf gerade einmal 15 Minuten zusammen stauchen kann. Und klar, man bekommt auch beim Vorspulen einen Eindruck davon, worum es in dem Film geht. Man sieht die Charaktere, erkennt ob es eher ein Liebesfilm oder ein Actionthriller ist und man weiß wahrscheinlich sogar, wie er ausgeht. Aber trotzdem hat man vieles verpasst, was den Film als solches ausmacht. Um ihn wirklich wahrzunehmen, den Handlungssträngen und Charakterentwicklungen zu folgen und um den Spannungsbogen mitzuerleben, benötigt man einfach Zeit. Und diese Zeit nehme ich mir beim Wandern.
Warum lebt ihr ohne Geld?
Bereits seit vielen Jahren vor unserer Weltreise kam in mir immer wieder die Frage auf, ob es nicht viel leichter und angenehmer wäre, wenn man dieses lästige Papier, das man weder essen noch trinken kan und das nicht einmal gut genug brennt um einen im Winter wärmen zu können, einfach weglässt und sein Leben ohne lebt. Wenn man bedenkt, dass wir Geld in unserer Gesellschaft zu einer Art Gott gemacht haben, dem wir hörig sind und für den wir bereit sind uns selbst und andere zu schädigen, ja sogar zu töten, dann musste das doch etwas sehr Befreiendes haben, oder etwa nicht? Ich habe in meinem Leben viele Stunden in den Wäldern verbracht und dabei die verschiedensten Tiere beobachtet. Keines von ihnen war jemals gestresst, sorgenvoll oder ängstlich in Bezug auf die Zukunft oder die Sicherung seiner Existenz gewesen. In den isländischen Felsen hatten tausende von Vögeln friedlich nebeneinander auf engstem Raum in den Höhlen der Klippe gelebt und kein Einziger von ihnen hatte Miete zahlen müssen. Kein Eichhörnchen war jemals in Sorge, nicht all seine verbuddelten Nüsse wieder zu finden, da sich seine Arbeit dann finanziell nicht mehr rechnen würde. Kein Fuchs machte sich Gedanken darüber, ob er genug Geld verdiente um sich am Abend eine saftige Maus leisten zu können.
Würde man eine Kiste mit einer Milliarde Euro mitten in einen Wald kippen und jedes einzelne Wesen einladen, sich so viel zu nehmen, wie es wollte, würde man das Geld auch nach Monaten noch weitgehend unverändert vorfinden. Vielleicht hätte der Wind es ein wenig zerstäubt und vielleicht hatten einige Vögel ein paar Scheine als Nestbaumaterial mitgenommen, doch sonst hätte Niemand ein Interesse daran. Nur wir Menschen würden uns mit einer Gier darauf stürzen, die uns sogar dazu bringen kann unsere besten Freunde kaltblütig abzustechen, wenn wir Gefahr liefen, leer auszugehen. Ist das nicht vollkommen absurd? Um wie viel einfacher konnte unsere Welt sein, wenn wir uns wieder auf das gleiche System berufen, dass auch die Tiere des Waldes in friedlicher Koexistenz zusammenhielt?
Je mehr ich darüber nachdachte, desto sinnvoller schien mir der Verzicht auf unser modernes Zahlungsmittel zu sein und so beschlossen wir schließlich, es einfach mal auszuprobieren. Und ich kann sagen, dass wir sehr gute Erfahrungen damit gemacht haben, die ich nur jedem weiterempfehlen kann. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, das Geld wirklich vollkommen zu boykottieren, sondern viel mehr zu erleben, dass man auch dann nicht stirbt, wenn man keines hat. Uns hat diese Erfahrung geholfen, den Wert von Geld wieder in die richtige Position zu rücken. Es gab Phasen in meinem Leben, da bin ich dem Geld hinterher gejagt, wie ein Junkie seinem nächsten Schuss, der ihm die Erlösung bieten soll. Und dann wieder gab es Phasen, da habe ich es verteufelt und ihm die Schuld an allem Übel dieser Welt gegeben. In Wahrheit aber ist es weder das eine, noch das andere. Es ist ein Zahlungsmittel, weiter nichts. Es ist ein Werkzeug, mit dem Man sowohl erschaffen als auch zerstören kann ebenso wie mit einem Messer oder einem Hammer. Man muss lediglich die Entscheidung treffen, wie man es einsetzen möchte. Und man muss erkennen, dass es einem anders als wir es uns oft erhoffen, niemals Sicherheit geben kann. Wenn wir eines erkannt haben, dann dass ein Mensch mit viel Geld, genauso schnell als Obdachloser auf der Straße landen kann, wie ein Mensch mit wenig Geld. Was es einem gibt, ist Freiheit. Es ist ein Werkzeug, dass einem in unserer Gesellschaft Türen zu neuen Möglichkeiten eröffnet, die man ohne oftmals nicht hat. Aus diesem Grund ist es in meinen Augen so wichtig, seine innere Beziehung zu dem Mittel „Geld“ zu klären und zu bereinigen. Und für eine gewisse Zeit oder für den einen oder anderen auch mal für ein Leben ohne auszukommen ist da sehr hilfreich und wertvoll.
Wie sieht ein "typischer Tag" bei euch aus?
Das schöne daran, vollkommen frei unterwegs zu sein und keinerlei Verpflichtungen zu haben, ist es, dass man sich diese Frage jeden Tag wieder neu stellen und anders beantworten kann. Natürlich haben wir gewisse Routinen und Rituale, die wir versuchen jeden Tag einzuhalten. Dazu gehört unsere tägliche Wanderung, unser Work-Out, unsere Erschaffungszeit, in der wir an Büchern, Projekten oder Forschungsthemen arbeiten, unsere Essenszeremonien, der Film-, bzw. Serienabend, die Massage und Entspannungszeit und die Meditations- und Visualisierungs-Phasen. Doch all dies tun wir weil wir es tun wollen und nicht, weil wir dazu verpflichtet sind. Wenn ein Tag einmal anders aussieht und es beispielsweise etwas spannendes zu entdecken gibt, dann fällt vielleicht die eine oder andere Routine aus und wird durch etwas spontanes ersetzt. Das kann eine Höhlenerforschung im Balkan, ein Ausflug in ein Skigebiet, ein Besuch in einer Therme oder auch einfach ein Nachmittag am Strand oder auf einer Blumenwiese sein. Vielleicht ist es auch nur ein lustig schillernder Regenwurm am Wegesrand, den man auf eine mehrstündige Fotosession einlädt. Jeder Tag ist neu und jeder bringt seine eigene Qualität mit sich. Was aber wiederum nicht bedeutet, dass nicht auch gerade die Tage, die vollkommen ruhig und absolut „typisch“ verlaufen, besonders schön sein können.
WIE BESCHREIBST DU DEINE BEZIEHUNG ZU SHANIA?
Shania und ich haben uns zu Beginn unserer Beziehung dazu entschieden, dass wir eine Spiegelpartnerschaft eingehen, bei der wir uns gegenseitig bei unseren Entwicklungsprozessen voranbringen. Unsere Beziehung dient dazu, zu erkennen, dass alles eins ist, dass ich also Shania bin und dass sie Heiko ist. Das bezieht sich auf alle Bereiche, sowohl im alltäglichen Leben als auch in der Sexualität und im Miteinander. Damit das funktionieren kann, gibt es bei uns einige klare Regeln. Dazu gehört unter anderem das Wahrheitssprechen. Das bedeutet, dass wir immer und in jeder Beziehung absolut ehrlich zu einander sind und uns all unsere Gefühle, Gedanken, Sorgen, Zweifel und Ängste mitteilen, egal wie lächerlich oder absurd sie auch sein mögen. Denn alles was in uns vor sich geht ist für die Beziehung wie auch für uns von Bedeutung und kann ein wichtiger Hinweis sein, der einen großen Entwicklungsschritt ermöglicht.
Ein weiterer wichtiger Faktor für eine „Heilige Beziehung“ bei der beide Partner miteinander verschmelzen und sich so gegenseitig zur Erleuchtung führen, ist dass jeder die ihm eigenen Qualitäten annimmt und auslebt. In unserer Gesellschaft neigen wir dazu, Geschlechter nur noch als eine Art Label zu sehen, das keine Bedeutung mehr für uns hat. Wir versuchen also zu erreichen, dass Männer und Frauen gleich und somit beide zu Neutren werden. In meinen Augen ist dies einer der größten Beziehungskiller unserer Zeit. Denn Männer und Frauen sind sowohl von ihrer Biologie als auch von ihrem Seelengeflecht, ihren Emotionen und ihrem energetischen Körper vollkommen unterschiedlich. Sie sind zwei Pole, die sich gegenseitig ergänzen, was sie aber nur dann können, wenn der eine vollkommen in seiner Männlichkeit und die andere vollkommen in ihrer Weiblichkeit steht. Die Qualitäten des männlichen Partes sind dabei die aktiven, gebenden, aktivierenden, während die des weiblichen die passiven, empfangenden, zulassenden sind. Nur gemeinschaftlich kann daraus etwas entstehen.
HATTEST DU AUCH ANGST VOR DEM LOGEHEN?
Das was mich am stärksten blockiert und davon abgehalten hat, nicht schon deutlich früher aufzubrechen, waren vor allem Existenzängste, Versagensängste und Schuldgefühle. Konnte ich wirklich frei als Nomade leben? Reichten meine Fähigkeiten dafür aus? Was war, wenn ich krank wurde und kein Geld hatte um mich behandeln oder heimbringen zu lassen? Wie würden meine Eltern auf mein Fortgehen reagieren? Konnte ich ihnen das wirklich antun? Diese und viele weitere Zweifel spukten fast ständig in meinem Kopf herum. Kurioser Weise bestand auch eine meiner Hauptängste darin, keine medizinisches System mehr zur Verfügung zu haben. Aus irgendeinem Grund hatte die weiße Medizin es geschafft, dass ich zu tiefst glaubte, dass ich ohne sie nicht leben könnte. Wie hatte sie das geschafft? Bereits aus meiner Versicherungszeit wusste ich noch, dass jeder zweite Deutsche an den Folgen von Herzkreislauferkrankungen und jeder 4 Deutsche an einem Krebsleiden stirbt. Weltweit verstirbt sogar alle 10 Sekunden ein Mensch an Diabetes. Wie sollte ich also da ohne Medizin behütet durchs Leben kommen? Auf der einen Seite wusste ich natürlich, dass es gerade der Stress des Arbeitslebens und der nervenaufreibenden Gesellschaftsstrukturen war, der diese Todesfälle auslöste. Und doch hatte ich Angst, dass es mich gerade aufgrund meines Ausbrechens treffen könnte. So schloss ich also im voraus eine fünfjährige Auslandsreisekrankenversicherung ab. Sicher ist sicher. Es konnte schließlich alles passieren! Interessanterweise war es jedoch gerade die Auslandsreisekrankenversicherung selbst, die mich beruhigte und mir sagte, dass ich mir hier viel zu viele Sorgen machen brauchte. Denn erstaunlicherweise kostete die Krankenversicherung, die rein für Langzeitreisende gedacht war, gerade einmal ein Zehntel von dem, was ich zuvor für meine reguläre Krankenversicherung bezahlt hatte. Wie war diese Differenz möglich, wenn die Versicherungsbetreiber nicht ganz genau wussten, welche Faktoren für die häufigsten Krankheiten verantwortlich waren, und dass diese bei Reisenden fast immer ausgeschaltet wurden, so dass das Erkrankungsrisiko etwa um das zehnfache geringer war. Hinzu kam, dass ich dem Schulmedizinischen System eigentlich gar nicht vertraute, da ich ja aus erste Hand wusste, dass es sich bei den hier verwendeten Methoden in den meisten Fällen um eine reine Symptombehandlung handelte, die langfristig keine Heilung sondern eher eine Verschlimmerung brachte.
Doch auch die Angst vorm Verhungern, Verdursten, vor der Kälte und vor der Einsamkeit lagen wie riesige Steine in meinem Weg. Aus diesem Grund war es für mich so wichtig gewesen, langsam anzufangen und einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Ein Monat in Polen zu leben und der Kälte trotzen zu können, brachte eine enorme Beruhigung mit sich. Ebenso meine drei Monate als Steinzeitpilger. Als wir dann bei der Obdachlosentour noch erkannten, dass man in unserer Gesellschaft unmöglich verhungern konnte, wenn man die vielen Angebote nicht mit der Fliegenklatsche abwehrte, da war für mich klar, dass ich nun langsam bereit für den wirklich großen Schritt in die Freiheit war.
Wie habt ihr euch auf die Reise vorbereitet?
Wichtig für ein Leben als digitaler Nomade ist es, dass man nichts einfach übers Knie bricht, sondern sich genug Zeit zum Vorbereiten und Planen nimmt. Denn alles, was man sich bereits in dieser Vorbereitungszeit aufbauen kann, macht einem später das Leben leichtet. Viele der Tricks und Kniffe, mit denen man ein Onlinebusiness als Webnomade aufbauen kann, waren uns zu unserem Reisestart noch vollkommen unbekannt. Andernfalls wären wir durchaus noch einmal anders an die Sache herangegangen und hätten uns damit noch einmal vieles erleichtert. So gelang es mir, uns dank meiner Zeit bei der Versicherung und dank meiner noch immer existierenden Wildnisschule ein finanzielles Sicherheitspolster aufzubauen, das durch die Vermietung und Verpachtung meine alten Wohnung und der Wildnisschule gespeist wurde. Es war ein Polster, das wir nicht anrührten, auf das wir aber stets im Notfall hätten zurückgreifen können. Doch darüber hinaus starteten wir relativ blauäugig in unser neues Leben. Der Blog, den wir uns einrichteten, war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als ein reines Reisetagebuch, das von unseren Freunden und Verwandten gelesen wurde. Es brachte uns aber weder Geld noch andere Vorteile ein. Dahingegen profitierten wir von meinem Bekanntheitsgrad als Survivalexperten, wodurch es uns gelang, eine Reihe von Sponsoren für uns und die sozialen Projekte zu gewinnen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir einige Punkte vor unserer Reise vollkommen richtig angegangen sind und andere wichtige vollkommen außer acht gelassen haben.
Wichtig war es, die Kooperation mit den Hilfsprojekten aufzubauen um unserer Reise so einen Sinn und einen offiziellen Charakter zu geben. Dadurch und durch unsere Medienpräsenz konnten wir die Sponsoren ins Boot holen, die uns unter anderem mit einem Großteil unserer Reiseausrüstung versorgten.
Was noch wichtig gewesen wäre, um mit noch mehr Leichtigkeit als Webnomaden reisen zu können, ist es, gleich von Vornherein ein sinnvolles Konzept für eine Onlinepräsenz zu entwickeln, zu dem auch die Frage gehören sollte, wie sich mit einer solchen Homepage Geld verdienen lässt. Wir haben hier vor allem gute Erfahrungen mit Affiliate-Marketing und dem Schreiben von bezahlten Artikeln gemacht.
Desweiteren war es wichtig, die alten Projekte abzuschließen, sich um eine günstige Reisekrankenkasse zu kümmern, alle unnötigen alten Verträge zu kündigen, sich eine kostenlose Kreditkarte und ein kostenloses Girokonto zu besorgen und vor allem die Reiseausrüstung gut zu planen und zu strukturieren.
2011 ließ sich Gärtner gemeinsam mit seinem Co-Autor zum Schreiben eines Lernordners als Unterrichtsmaterial für Lehrer inspirieren. Darin flossen vor allem seine langjährigen Erfahrungen als Teamtrainer, Erlebnispädagoge und Gruppencoach in das Werk mit ein. Später wurde dieser Lernordner noch einmal von ihnen überarbeitet und in ein Buch umgewandelt. Damit steht es nun auch der Allgemeinheit zur Verfügung und man kann es unter dem Titel „Gruppendynamik für Blödies“ hier auf der Webseite als eBook gegen eine Spende bekommen. Das Besondere an dem Buch ist, dass es an den Lern- und Wachstumsprozess einer Gruppe angepasst ist. Von vorne nach hinten steigert sich also der Schwierigkeitsgrad der Übungen in dem Maße, in dem sie auch die Qualitäten und den Zusammenhalt der Gruppe, sowie die Fähigkeiten jedes einzelnen fördern. Daraus ergibt sich ein roter Faden, anhand dessen man seine Gruppe gezielt so führen kann, dass jeder sein eigenes Potential erkennt und für sich selbst wie auch für die Gruppengemeinschaft einzusetzen versteht.
Draußen: Reportagen vom Rand der Gesellschaft
Das Buch „Draußen“ ist ein Sammelband, in dem verschiedene Autoren und Journalisten von ihren Erfahrungen mit gesellschaftlichen Randgruppen berichten. Dabei geht es stets um das direkte Erleben von Lebensbereichen, die den meisten Menschen für gewöhnlich verborgen bleiben und in die wir uns nur schwer hineinversetzen können. Neben Heiko Gärtner und Tobias Krüger, die hier von ihren Erfahrungen mit dem Obdachlosenprojekt von 2012 schreiben, haben unter anderem auch Günther Wallraff und Detlef Vetten einen Beitrag dazu verfasst. Erschienen ist das Buch 2012 beim REDLINE-Verlag.
100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird
2012 veröffentlichte die Jugendbuch-Bestseller-Autorin Katharina Weiß das Buch „100 Dinge, die man tun sollte, bevor man 18 wird“, das sich speziell an Teenager richtet. Gemeinsam mit ihrer engsten Freundin Marie Michalke stellt sie sich einen Plant mit allen alltäglichen und verrückten Ideen zusammen, die Jugendlichen in unserer Gesellschaft normalerweise im Kopf herum spuken. Heiko Gärtner wird dabei als Survivalexperte und Wildnistrainer zurate gezogen, bei dem die Autorin und ihre Freunde ein Wildnis-Extrem-Wochenende besuchen. Das entsprechende Kapitel beschreibt also ein Survivalwochenende im Wald aus der Perspektive eines Teenagers, der die Natur normalerweise eher aus der Ferne betrachtet.
Krankheiten auf einen Blick erkennen
Das 2013 vom mvg-Verlag veröffentlichte Buch „Krankheiten auf einen Blick erkennen“ ist ein Grundlagenwerk der Antlitzdiagnose und der Körperdiagnose. Heiko Gärtner fasst darin mit Tobias Krügers Unterstützung alles an Wissen über verschiedenste Diagnoseformen zusammen, was er in den vergangenen 12 Jahren überall auf der Welt bei verschiedenen Kulturen lernen durfte. Dabei gehen die Autoren jedoch nicht nur auf das Erkennen der Krankheiten selbst ein, sondern auch auf das Aufspüren und Auflösen der Krankheitsursache. Dadurch ermöglicht das Buch dem Leser, selbst mehr Verantwortung für den eigenen Heilungsprozess zu übernehmen. Es richtet sich sowohl an Laien für die Selbstheilung und die Unterstützung von Familie und Freunden, als auch Therapeuten und Doktoren für die Anamnese und Beratung ihrer Patienten.
DIE HEILKRAFT DER NATUR
Mit dem Buch „Die natürliche Heilkraft der Bäume“ beschreibt Heiko Gärtner erstmalig seine Erfahrungen, die er als Schüler unterschiedlicher Naturvölker und Wildnismentoren machen durfte. Das Buch bietet dabei zum einen Einblick in die Philosophie und Weltanschauung der indigenen Kulturen und ist gleichzeitig auch ein Leitfaden um selbst ein Schüler der Natur zu werden. Dabei schlüpft man als Leser in die Rolle eines jungen Indianerkindes und kann so die ersten Lernschritte aus dem Weg zum Heiler und Schamanen gehen. Es ist somit die erste Medizinmannausbildung, bzw. Medizinfrauausbildung in Buchform, die bis dato im deutschen Sprachraum entstanden ist.
Meine Vision
Meine Vision
Jedes Wesen im Universum hat eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen, die es von der Schöpfung geschenkt bekommen hat, um seinem Leben einen Sinn zu geben. Durch dieses Grundgesetz der Mutter Erde trägt jeder seinen Teil zum großen Ganzen, oder genauer gesagt zur Ausdehnung der Liebe bei. So haben sowohl alle heiligen Schriften wie auch unsere moderne Quantenphysik erkannt, dass unsere Welt nur aus einer einzigen Energie und aus einem einzigen Bewusstsein besteht. Manche nennen sie Gott, andere Liebe, Allbewusstsein oder Urenergie. Doch egal welchen Namen wir auch verwenden wollen, immer werden wir erkennen, dass es ihr höchstes bestreben ist, sich und damit das Paradies, permanent zu vergrößern und auszudehnen. Meine Vision für unsere Gesellschaft der Zivilisationsmenschen ist es daher, dass wir erkennen, dass alles Liebe ist und dass wir mit allem eins sind. Erst dann werden wir damit aufhören können, die Rolle des Zerstörers zu spielen, der sich selbst immer wieder Leid zufügt, weil er glaubt von allem anderen getrennt zu sein. Wir glauben, dass wir der Körper sind in dem wir uns gerade befinden und wie identifizieren und mit den Gedanken, die in unseren Köpfen umherspuken. Wahres Glück bedeutet jedoch zu erkennen, dass dies nicht die Wahrheit ist. Es ist nur eine Traumrealität, die wir annehmen, um die Liebe ausdehnen zu können. Wenn alles eins ist, ist zwangsläufig auch alles Gott, was uns selbst ebenfalls zu einem Teil von Gott macht. Somit können wir weder sterben noch leiden, da der Tod und das Leid nur Teile der Geschichte sind, die wir spielen. Wenn wir erkennen, dass wir in Wirklichkeit der Autor sind, der das Buch des Lebens schreibt und nicht die Charaktäre, die er darin zeichnet, ab diesem Moment kommen wir in die Erleuchtung und können vollkommen frei und unbeschwert sein. Dadurch dehnen wir dann die Liebe aus. Meine Vision ist es, dass immer mehr Menschen erkennen, wer sie wirklich sind, und dadurch vom Zerstörer zum Liebesausdehner werden.
Je mehr Wildnis-Erfahrungen Heiko im Laufe der Zeit machte, desto schwerer viel es ihm, in sein gesellschaftliches Leben zurückzukehren. Im Vergleich zu den Vogelfelsen auf Island oder den Urwäldern Polens, erschien ihm seine Wohnung plötzlich wie ein Gefängnis. Zuvor hatte er in ihr immer einen Schutzraum gesehen, der ihn vor ungewollten Einflüssen bewahrte und in dem er sich zurückziehen konnte, wenn er Geborgenheit und Sicherheit brauchte. Nun hatte er hingegen das Gefühl, dass sie ihn einengte und von den wahren Erfahrungen des Lebens abschirmte. Irgendetwas in ihm sagte, dass es an der Zeit war, sich zu entscheiden. Wollte er die Bequemlichkeit, die Geborgenheit und die Sicherheit seiner Wohnung haben, oder wollte er stattdessen die Freiheit und Lebendigkeit des Lebens spüren? Beides zugleich ging nicht, das wurde ihm nun klar. Wer nach Sicherheit und Bequemlichkeit sucht, wird keine Freiheit finden und anders herum.
AUF IN DIE FREIHEITAUF IN DIE FREIHEIT Schnell wurde Heiko bewusst, dass sein Weg, der Weg der Freiheit war und so begann er, die Zeiten, die er in seiner Wohnung verbrachte, mehr und mehr zu verkürzen. Wann immer er konnte, unternahm er ausgedehnte Streifzüge durch die umliegenden Wälder, nachte seinen „Sitzplatz“, begab sich auf Fährtensuche, sammelte Wildkräuter oder unternahm seine eigenen Kleinen Foto-Safaris.
Eine Einladung der Natur Irgendwann entdeckte Heiko auf einem abendlichen Streifzug durch die heimischen Wälder einen alten Steinbruch, der vollkommen verlassen und abgeschieden zwischen einigen Felswänden lag. Der Platz hatte sofort eine besondere Ausstrahlung auf ihn und er fühlte sich auf seltsame Art und Weise von ihm angezogen. Es war, also würde er ihn einladen, ihn als eine Art „Zuhause in der Freiheit“ anzunehmen. Nachts im Bett träumte er sogar davon und wälzte sich von einer Seite auf die andere, ohne dabei wirklich Erholung zu finden. Als er schließlich schweißgebadet aufwachte, wusste er was er zu tun hatte.
Heimisch werden in der Natur Gleich am nächsten Tag kehrte er in den Steinbruch zurück und baute mir dort eine Laubhütte, so wie er es in meiner Wildnisausbildung gelernt hatte. Daneben errichtete er eine kleine Feuerstelle, baute sich Bänke aus Baumstämmen und suchte die Gegend nach Quellen und kleinen Bächen zum Waschen ab. So entstand ganz natürlich sein neues Zuhause im Wald. Jeden Abend, wenn er von der Arbeit kam, fuhr er nun mit seinem Auto an den Waldrand und wanderte zu seinem geheimen Platz. Dort zog er meinen Anzug aus, verstaute ihn sicher in einer Plastiktüte, die er an einen Baum hing und zog seine Outdoorkleidung an.
Meistens hatte er sich zuvor ein paar Würste oder Steaks besorgt, die er auf seiner Feuerstelle grillte. Manchmal zog er sogar los und versuchte mit wechselndem Erfolg irgendwo einen Fisch oder ein paar Frösche zu fangen. Zu späteren Zeiten stellte er Kleintierfallen auf und reicherte sein Zivilisationsessen mit Mäusen und anderen Kleintieren, sowie mit Wildkräutern, Früchten und Beeren an. Zur Schlafenszeit machte er es sich in seiner Laubhütte gemütlich und stand am nächsten Morgen wieder pünktlich auf, um in seinen Anzug zu schlüpfen und in die Arbeit zu gehen.
DIE NATUR ERLEBEN Die erste Zeit war sein Leben im Wald vor allem eine Sache zwischen ihm und den Bäumen, Sträuchern und Steinen. Sprich: Allem, was nicht weglaufen konnte. Da er jedoch ohnehin noch nicht viel von dem kannte, das ihn hier draußen erwartete, freute er sich zunächst über alles. Er versuchte jedes Detail seiner Umgebung genauestens wahrzunehmen und erkannte, dass die Dinge oft viel mehr sind, als man auf den ersten Blick vermuten würde.
Mit der Zeit kamen auch die Tiere immer näher an ihn heran und akzeptierten ihn schließlich vollkommen als einen Teil des Waldes. Ein Teil, der vielleicht etwas ungewöhnlich dafür aber harmlos war. Mit der Zeit, wurden die Tiere zu einer Art Familie, die er immer näher kennenlernte. Er beobachtete sie Füchse, Schlangen und Kaninchen. Er lauschte der äußerst vielfältigen Sprache der Vögel. Und er folgte den Rehen auf ihren Wanderungen, von einem ihrer Stammplätze zum nächsten. Auf diese Weise erkannte er auch, was für Wetterexperten Rehe sind, da sie stets wussten, zu welcher Zeit welcher Platz am angenehmsten war.
Schließlich – und das ist eine Erfahrung, die er nie mehr vergessen wprde – rollte sich sogar eines Nachmittags ein Hermelin auf seiner Brust zusammen und machte gemeinsam mit ihm ein Mittagsschläfchen.
Ein Leben zwischen den Welten Doch je öfter er draußen schlief, desto härter wurde es, in die Arbeit zu gehen. Mit jedem neuen Tag spürte er mehr, dass er an einem Ort war, an den ich nicht gehörte und das er Dinge tat, die er nicht tun wollte. So sehr er seinen Lebensmittelpunkt auch auf seine Freiheit verlegte, das Hamsterrad drehte sich noch immer und er musste noch stetig weiter mitrennen, wenn er nicht stürzen wollte. Es kam wie es kommen musste und sein Körper schenkte ihm in Form eines erneuten Aufflammens des Tinnitus einen weiteren Signalruf, der ihm unmissverständlich mitteilte, dass er eine Entscheidung zu treffen hatte.
Er brauchte nicht lange darüber nachzudenken, um sich bewusst zu werden, dass dieses Doppelleben und die Doppelmoral zwischen Bürohengst und Off-the-Grid nur eine Übergangsphase, niemals aber eine Lösung sein konnte.
Vollkommen autark im Wald leben? Was aber konnte eine Lösung sein? Sollte er wirklich seinen Job kündigen und vollkommen in seine Hütte hier im Wald ziehen? Die Idee klang verlockend, doch ihm war klar, dass dies auf Dauer nicht gut gehen würde. Immerhin lebte ich mitten in Deutschland und immer wieder kamen Wanderer, Pilzsucher oder Gassi-Geher zu ihm in den Steinbruch. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis die Polizei auftauchen und ihn verjagen würde. Vor allem, wenn ich gänzlich hier wohnte. Außerdem waren seine Beutezüge, was tierische Nahrung anbelangte mehr als nur mickrig. Ohne die Würstchen vom Schlachter würde das Leben hier bald sehr mau und karg werden. Von einer Idee, was er mit der Kälte im Winter machen sollte, einmal ganz abgesehen. Nein, wenn man autark in der Natur leben wollte, dann musste man an einen Ort ziehen, der dafür wirklich geeignet war.
Die „Off-The-Grids“ Heiko beschloss zu recherchieren, was andere Menschen getan hatten, die den selben Wunsch in sich fühlen konnten wie ich. Dabei stieß ich auf eine ganze Reihe von unglaublich spannenden Menschen, die unserer Gesellschaft ein für alle Mal den Rücken zugewandt hatten. Lynx, die Luchsfrau beispielsweise hatte sich auf ein Grundstück im Wald zurückgezogen und stellte dort inzwischen sogar ihre eigene Kleidung aus Leder her. Ihr Konzept war es, Schüler und Seminarteilnehmer zu sich einzuladen, die von ihr lernen konnten, wie man sich mit Hilfe der Natur selbst versorgte. Masson hingegen war einst ein Börsenbroaker gewesen, bevor zu einem Waldmensch wurde. Er hatte der Finanzwelt den Rücken gekehrt und seine alten Krawatten zu einem Stuhl verarbeitet, auf dem er nun vor seinem Lagerfeuer im Wald sitzen konnte. Er lebte vor allem als Fellhändler, was jedoch ebenfalls einiges an Fähigkeiten und Kontakten erforderte.
So stieß Heiko nach und nach auf weitere Aussteiger und Naturmenschen, die alle ihre individuelle Lösung für sich gefunden hatten. Einige lebten allein als eine Art Eremit, andere hatten ihre Familien bei sich und wieder andere lebten in kleinen Clanverbünden.
Die letzten Natur-Clans In den letzten Jahren hatte er zudem immer wieder verschiedene Naturclans kennengelernt, die ihn stets auf gewisse Weise fasziniert hatten, die aber immer auch ihre Haken und Schwachstellen hatten. In Neuseeland war er zu Gast bei den Maori gewesen, die noch immer eine starke Verbindung zu ihrer alten Kultur hatten, diese aber längst nicht mehr leben konnten. Ihre Kunst, ihre Tracht, ihre Philosophie, ihre Geschichten und Ihre Religion existierten noch, bis auf wenige Ausnahmen lebten sie nun aber in neuzeitlichen Häusern, fuhren mit dem Auto oder dem Motorrad zur Arbeit, verdienten ihr Geld für´s tägliche Brot damit, ihre Kultur und ihre Traditionen als Urlaubsattraktionen für Touristen zu präsentieren und betäubten ihren Kummer über all diese unglücklichen Entwicklungen nicht selten im Alkohol. Ähnlich erging es den alten Naturklans überall auf der Welt.
Die Völker gab es noch, aber von ihrem Leben als nomadische Clans, die vollkommen frei dahinzogen und in perfekter Symbiose mit der Natur lebten, war kaum noch etwas übrig. Allein schon deshalb, weil die Reservate, in denen die meisten von ihnen eingesperrt waren, nicht die Größe hatten, die man brauchte um rein vom Land und von der Jagd zu leben.
Der schrittweise Weg in die Freiheit Mit Betrachtung der Off-the-Grids und der Naturclans schien es Heiko und Franz schließlich am sinnvollsten zu sein, sich langsam, Stück für Stück vom System zu lösen und dann wenn sie bereit waren, eine Art Sprung in die Freiheit zu wagen. So erkannten sie, dass sie noch einiges an Vorbereitung vor sich hatten. Zunächst beschlossen Heiko, sich sein Hobby zum Beruf zu machen und probierte verschiedene Möglichkeiten aus, mit denen er bereits im Wald arbeiten konnte. Er machte eine Ausbildung zum Nationalparkranger, wurde Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte, wurde zum Erlebnispädagogen und eröffnete schließlich seine eigene Wildnisschule. Dann war er bereit für den ersten Testlauf. Für hundert Tage wollte er komplett autark in und von der Natur leben und dabei täglich eine Strecke von rund 30km zurücklegen. Wie es ihm bei diesem Selbstversuch ergangen ist, könnt ihr im Abschnitt „Das Steinzeit Experiment“ nachlesen.
Sind wir noch immer die gleichen Menschen, die vor einigen Jahrtausenden die Eiszeit überlebt haben? Oder haben wir uns durch unser zivilisatorisches Leben so sehr verändert, dass wir für ein Leben mit und in der Natur überhaupt nicht mehr ausgelegt sind? Diese Frage spukte Heiko nach Vollendung seiner Ausbildung zum Wildnislehrer und Survival-Trainer immer wieder im Kopf herum. Um sie zu beantworten, machte er sich schließlich auf zu einem gewagten Steinzeit-Experiment. Es war in Projekt, bei dem er zum einen für sich selbst herausfinden wollte, wie sehr er schon wieder zu einem Einheimischen in der Natur geworden war. Zum anderen wollte er in Form von experimenteller Archäologie einigen offenen Fragen in unseren Geschichtsbüchern auf den Grund gehen.
Die Vorgeschichte: Wie kam es zum Steinzeit-Experiment? In den vergangenen drei Jahren hatte er gelernt viel gelernt. Er wusste, wie man Fallen stellt, wie man ein Feuer entfacht und wie man essbare Pflanzen erkennt und zubereitet. Heiko hatte herausgefunden, wie man sich ohne Hilfsmittel in der Wildnis orientiert. Er wusste, wie man so sich tarnen kann, dass man mit seiner Umgebung verschmilzt. Viele Male hatte er sich Schutzhütten, Werkzeug, Reusen und Gefäße gebaut. Er hatte sich sogar selbst einen Bogen und Pfeile hergestellt, Leder gegerbt und vieles mehr. Doch all diese Fähigkeiten waren stets in unnatürlichen Situationen geprobt und getestet worden.
Es gab durchaus einen Unterschied, ob man durch Feuerbohren ein Feuer entfachen konnte, während man inmitten anderer Teilnehmer auf einer gemütlichen Sommerwiese saß und perfekt getrocknetes Holz zur Verfügung hatte, oder ob man alleine, ausgehungert und frierend irgendwo in einem unbekannten Wald hockte. Allein der eigene Geist erzeugte hier zwei vollkommen andere Situationen. Einmal hatte man den Ehrgeiz im Kopf, es dem Trainer und den anderen Teilnehmern beweisen zu wollen. Beim anderen Mal hatte man die Gewissheit im Nacken, dass einen die Kälte der Nacht töten würde, sollte man das Feuer nicht zustande bringen.
Auch das Aufstellen von Fallen war etwas vollkommen anderes, wenn man eine Anleitung bekam und sich die passenden Materialien zusammensuchte, nachdem gerade die Mittagspause vorbei war, als wenn man die Fallen tatsächlich brauchte, um seine Nahrung zu bekommen.
Wie plant man ein Steinzeitprojekt? Die nächsten Monate verbrachte Heiko Gärtner mit einer intensiven Recherche, Planung und Vorbereitung für sein Projekt. Dabei spürte er bereits, dass es alles in den Schatten stellen sollte, was er dato gemacht hatte. Damit sein Steinzeit-Experiment authentisch werden konnte, musste er sich aber zunächst noch einiges an Wissen aneignen.
Dabei war es zum Teil recht amüsant, was unsre modernen Wissenschaftler über eine Zeit zu wissen glaubten, die so viele Jahrtausende zurückliegt. Obwohl wir nur wenige Spuren zur Verfügung hatten, erzählten wir uns anhand dieser Indizien eine Geschichte, als ob wir dabei gewesen wären. Schnell stellte Heiko fest, dass das was unsere Schulbücher als Fakten verkauften, nicht mehr als eine Ansammlung wilder Vermutungen und Theorien war. Die Idee, dass das Feuer zufällig entdeckt wurde, weil man beim Herstellen von Feuersteinmessern aus Versehen etwas in Brand gesetzt hatte, war so ein Beispiel. Kein Mensch, der je versucht hatte, mit einem Feuerstein ein Feuer zu machen, könnte auf diese Idee kommen. Vor allem dann nicht, wenn man davon ausgehen musste, dass es noch keinen Feuerstahl als zweites Hilfsmittel gab.
So bestand seine Vorbereitung also stets aus einer Mischung aus Recherche und praktischem Überprüfen dessen, was er zuvor an Informationen gefunden hatte.
Heimisch werden in der Natur Am 07.07.2010 war es dann endlich soweit. Vollkommen verschlafen vom Stress der letzten Tage schlüpfte er in sein ledernes Gewand, das weitgehend unserem Wissen über die Kleidung in der Steinzeit angepasst war. Draußen auf der Wiese vor unserem Haus graste schon sein Großesel Alfredo und wartete darauf, dass es endlich losgehen konnte. Er packte seine lederne Trinkflasche, die mit Bienenwachs ausgekleidet war, den Fellschlafsack, sein Feuersteinmesser, mehrere Beutel voll von getrocknetem Bison-Fleisch und einige andere Ausrüstungsgegenstände, die ihm das Leben als Steinzeitmensch ermöglichen sollten, und lud sie auf den Rücken seines Lasttieres. Mit ihm startete er dann in Richtung Süden.
Was also war der Plan?
DIE NATUR ERLEBENDIE NATUR ERLEBEN Vor ihm lag eine rund 3300 km lange Strecke, die ihn in etwa 100 Tagen nach Santiago de Compostela führen sollte. Während dieser Zeit wollte er vollkommen zum Einheimischen in der Natur werden. In drei verschiedenen Zeitabschnitten wollte er dabei jeweils eine andere natürliche Lebensweise ausprobieren. Zu Beginn startete er mit dem alten Clanwesen, wie es bei uns in der Steinzeit üblich gewesen sein musste und wie es die meisten Naturvölker noch heute praktizierten. Natürlich hatte er keinen Clan, mit dem er als nomadische Herde nach Spanien ziehen konnte. Er hatte lediglich einige Freunde, sowie seine damalige Freundin, die ihn immer mal wieder für einen Abschnitt begleiteten. Er musste also in gewisser Weise selbst sein eigener Clan werden. Das bedeutete, dass er all die Dinge, die man normalerweise in der Gemeinschaft tat, bereits vor der Reise erledigen musste.
Ein Leben zwischen den Welten Er gerbte Felle, um einen Schlafsack daraus zu nähen und besorgte sich einen Großesel, den er trainierte und an sich und an das Reisen gewöhnte. Dann produzierte er Trockenfleisch aus dem Fleisch einer alten Bisonrasse, sammelte Nüsse, Kerne und Beeren und stellte daraus Trockenfrüchte her. Er schlug in mühevoller und äußerst vorsichtiger Kleinarbeit ein Messer aus einem großen Feuerstein und fertigte einen Teil meiner Reisekleider aus Leder, sowie ein Tarp aus Leinen an. So ausgerüstet besaß er nun so ziemlich alles, was auch ein Wanderer in einem Steinzeitclan zur Verfügung gehabt hätte. Mit Ausnahme eines Jagdbogens, aber auf den verzichtete er, da er in Europa mit ihm ohnehin nicht hätte jagen dürfen.
Vollkommen autark im Wald leben? Die ersten Tage, die Heiko Gärtner nun auf diese Weise unterwegs war, wurden die vielleicht entbehrungsreichsten seines Lebens. Zunächst einmal schien nichts von dem zu funktionieren, was er geplant hatte. Bereits nach kurzer Zeit fiel Alfredo als treuer Begleiter und Lastenschlepper aus. Er hatte eine Kolik bekommen und musste wieder die Heimreise antreten. Heiko Gärtner musste also improvisieren und alles noch einmal neu planen. Zudem stellte er fest, dass er zwar verschiedene essbare Wildpflanzen kannte, aber keine Ahnung hatte, wie man zubereitete. Zumindest nicht, wie man sie so zubereiten und mischen konnte, dass sich einem beim Versuch sie zu essen nicht die Zehennägel aufstellten.
Die „Off-The-Grids“ Sofort spürte er, was für ein kraftvoller Mentor die Natur war. Denn sie spiegelte ihm jedes noch so kleine Detail, in dem er unvorbereitet, ineffektiv oder unsicher war. Innerhalb der ersten Wochen verlor er 12 kg an Körpergewicht. Sie Sonne brüllte auf ihn herab und er schwitzte so sehr in seiner ledernen Kluft, dass das Wasser in Strömen zu den Armen und Beinen herauslief. Teilweise bekam er sogar solche Hitzequaddeln, dass s´ein ganzer Rücken so rot war und juckte, als hätte er versucht in einem Bienenstock zu baden. In dieser Zeit verfluchte er seine Entscheidung, sich auf so ein Projekt einzulassen viele Male. Oft glaubte er sogar, er würde es niemals schaffen.
Nicht selten war es nur sein Dickschädel, der ihn weiter machen ließ. Und die Tatsache, dass eine ganze Heimatstadt wusste, dass er unterwegs war und er sich die Schmach, erklären zu müssen, warum er schon nach 1 4Tagen wieder angekrochen kam, einfach nicht geben wollte.
Die letzten Natur-Clans Doch mit der Zeit gewöhnte er sich an die Situation und mit jedem neuen Tag lernte er, sich besser und besser einzupassen. Seine Wildmischsalate entwickelten sich von abartig über eklig, nahezu ungenießbar und schlecht bis hin zu essbar, ganz passabel und schließlich zum Teil sogar lecker. Auch gelang es ihm nun immer mehr, die Schätze und Geschenke wahrzunehmen, die ihm die Natur anbot. Gleichzeitig wurde er immer eingespielter mit seiner Ausrüstung. Die Wildnahrung, die ihm am Anfang zugesetzt und seine Verdauung vollkommen durcheinander gewürfelt hatte, hatte seinen Körper offenbar auch gründlich gereinigt. Nun gab sie ihm sogar mehr Kraft, als die Nahrung, die er von Zuhause aus gewöhnt war.
Der schrittweise Weg in die Freiheit Nachdem sein Magen einmal akzeptiert hatte, dass er nun mit bitterem Grünzeug, Trockenfleisch, Nüssen und ein paar Früchten zurechtkommen musste, spürte er deutlich, um wie viel mehr Energie er aus dieser Nahrung ziehen konnte, als sonst aus unseren industriellen Lebensmitteln. Er hatte bereits zuvor Studien gelesen, dass Wildkräuter und Wildgemüse im Schnitt 256 % mehr Energie und Nährstoffe enthalten, als unsere gezüchtete Nahrung. Von Fertigfutter, Mikrowellenfraß, Fastfood und industriell erzeugten Massenprodukten mal ganz zu schweigen. Doch diesen Unterschied nun noch einmal wirklich am eigenen Leib zu erfahren, war etwas vollkommen anderes. Trotz einem ordentlichen Lederrucksack auf den Schultern und täglichen Dreißig-Kilometer-Etappen, fühlte er sich am Abend oft sogar erholter und ausgeglichener als Zuhause.
Der verlorene Wohlstand Während seiner Wanderung als Steinzeitmensch versuchte er sich hauptsächlich von dem zu ernähren, das auch vor unserer Zivilisierung schon in der Natur vorhanden war. Dabei wurde ihm zum ersten Mal so richtig bewusst, wie sehr wir unser Europa bereits zerstört hatten. Hier in diesen Breiten ohne Vorbereitung von dem zu leben, was früher einmal Natur gewesen war, war ein harter und erbitterter Überlebenskampf.
Einige Jahre zuvor hatte er hingegen in Kanada erlebt, was wahrer, natürlicher Reichtum war. Dort war er in Gebieten unterwegs gewesen, die vollkommen unbewohnt und vom Menschen unberührt waren. Sie waren ihm vorgekommen, wie ein Schlaraffenland. Die Tiere hatten keine Angst und sowohl jagen als auch sammeln war dort nicht viel schwerer gewesen, als Einkaufen im Supermarkt. Das, was er jedoch hier vorfand, hatte nichts mehr mit dem natürlichen Reichtum Kanadas zu tun. Aus diesem Grund dachte er noch einmal viel darüber nach, welche Möglichkeiten es überhaupt noch gab, um ein Leben in Freiheit und wahrem Wohlstand zu führen.
Wieder zuhauseWieder zuhause Nach rund 3 Monaten erreichte Heiko Santiago de Compostela und wenige Tage später kam er am Capo Finistère an. Damit hatte er sich selbst und der Welt bewiesen, dass ein Leben in steinzeitlicher Manier auch heute noch möglich war. Und da dies funktioniert hatte, war er sich nun sicher, dass er auch in Zukunft auf eine deutliche natürlichere und harmonischere Weise leben konnte. Doch zunächst wurde er wieder einmal mit einem harten Schlag in das alte System zurückgerissen. So sehr er sich auf der einen Seite auch freute, mein Ziel in Capo Finistère wirklich erreicht zu haben, so schmerzlich wurde ihm nun bewusst, dass seine Zeit als vogelfreier Wanderer, der tun und lassen konnte, was er wollte, zunächst einmal wieder vorbei war.
Kaum hatte er den Schlüssel in seiner Wohnungstür umgedreht, befand er sich schon wieder mitten im Alltagsprocedere. 100 Tage lang waren Rechnungen, Anfragen und Aufträge liegen geblieben, die bereits auf ihn warteten und ihn willkommen hießen.
Das Fremde hatte schon immer eine ganz spezielle Wirkung auf Heiko Gärtner und so konnte er sich lange Zeit nichts Schöneres vorstellen, als Expeditionen in ferne Länder zu leiten. Viele Jahre lang blieb dies ein Traum, der so unerreichbar schien, wie eine Expedition in den Sternenhimmel. Stundenlang saß er im Büro und träumte davon, sich eines Tages ein Expeditionsmobil zu kaufen, mit dem er dann die ganze Welt bereisen würde. Wann immer er irgendwo auf einen Vortrag von einem Abenteuer stieß, der sich mit seiner Expedition ins Unbekannte gestürzt hatte, verschlang er ihn mit Haut und Haaren. Doch eine ganze Weile wirkte es, als würde er selbst nur die eine oder andere Expedition in die Heimat unternehmen können. Auch dies war natürlich bereits viel wert, denn auf diese Weise lernte er die heimischen Wälder kennen. Allein das Wissen, das er sich durch seine Streifzüge aneignen konnte, sorgte später dafür, dass er sich auch in völlig fremden Gebieten relativ gut orientieren konnte.
Eine Expedition bis ans Ende der Welt
Schließlich war es dann soweit! Vollkommen unverhofft stieß Heiko auf eine Annonce, mit der Teilnehmer für eine Kanada-Expedition gesucht wurden. Sofort hielt er den Hörer in der Hand und keine 20 Minuten später hatte er bereits für sich und seine damalige Freundin zwei Plätze reserviert.
Kurz darauf befanden sie sich mitten in der alaskanischen Wildnis, im Yukon- und Tesslan-Terretory. Dabei handelte es sich um ein Gebiet, das rund drei Mal so groß ist wie Deutschland, in dem aber nahezu keine Menschen leben. Straßen und Dörfer gab es hier natürlich keine. Nur Wälder, Seen, Tiere und Berge. Das Abenteuer, das Heiko in dieser traumhaften Gegend voller Reichtum und Schönheit erlebte, sollte sein Leben für immer verändern.
Expeditionen in ferne Länder
Jetzt wo er einmal Blut geleckt und Freiheit geschnuppert hatte, ließ er sich nicht mehr aufhalten. Es folgten weitere Expeditionen nach Thailand, in die Ukraine, nach Island und in andere entlegene Winkel dieser Erde.
Später übernahm er dann sogar die Assistenz bei der Leitung einer Neuseeland-Expedition, bei der er nun für die Sicherheit der Teilnehmer zuständig war. Dabei wagten sie sich nun auch weiter vor, als er es bisher gewohnt war. Nicht nur, dass sie ausgedehnte Wanderungen in die neuseeländischen Urwälder unternahmen, sie ließen sich auch mit dem Helikopter mitten in der Wildnis aussetzen und mussten dann auf Tierpfaden zurück in die Zivilisation finden. Als krönendes Finale dieser Extrem-Expedition galt es, eine Höhle zu durchqueren, die teilweise unter Wasser stand. Nur als Höhlentaucher kamen sie also weiter, während ihr Rückweg lägst durch einige steile Felsenrutschen abgeschnitten war. Schließlich befanden sie sich in einer geräumigen Höhle, in der völlige Dunkelheit herrschte, mit Ausnahme von Millionen von Glühwürmern, die wie ein Sternenhimmel um sie verteilt waren. Solche Erfahrungen waren es, von denen Heiko schon als Kind immer geträumt hatte.
Expeditionen ins Tierreich
Andere Expeditionsreisen verschlugen Heiko nach Island, wo er zum Teil ganze Monate alleine inmitten von Brutkolonien der einheimischen Vögel verbrachte. Auch seine Reisen in die Ukrainische Wildnis und in die Masurische Seenplatte entpuppten sich als Expeditionen ins Tierreich. Hier konnte er unter anderem eine Weile mit einer Bisonherde durch die Wälder ziehen und eine Wildschweinrotte verfolgen. Auch Füchse und Wölfe kreuzten immer wieder seine Wege und zeigten ihr Vertrauen, indem sie sich friedlich und neugierig bis auf wenige Meter an ihn heran wagten.
Der Traumberuf Expeditionsleiter wird Wirklichkeit
Nachdem Heiko selbst viele Erfahrungen auf Expeditionen gesammelt hatte, kannte er deren Ablauf und wusste auch über besondere Schwierigkeiten und Problemsituationen bescheid. Zusätzlich hatte er inzwischen eine Menge Fähigkeiten erworben, die man als Expeditionsleiter dringend brauchte. Er kannte sich in der Berg- und Höhlenrettung aus, war zertifizierter Nationalparkranger, besaß genug Survival-Skills um sich und andere aus den meisten prekären Situationen zu befreien, kannte sich in Tier- und Pflanzenkunde aus und hatte einen Jagdschein. Damit war er nun bestens ausgerüstet, um selbst Expeditionsleiter zu werden. Dazu kehrte er zunächst nach Island zurück, wo er sich bereits auskannte, wie in seiner Westentasche und ließ sich von den erfahrensten Expeditions-Guides selbst zum Leiter für Expeditionen ausbilden. In den kommenden Jahren unternahm er eine Reihe von Islandexpeditionen, bei denen er die Teilnehmer bis in die entlegensten und unzugänglichsten Bereiche der Insel führte.
Die Nachteile vom Expeditionsleiter-Sein
Langfristig merkte Heiko jedoch, dass er bei seiner Rechnung einen wichtigen Faktor außer Acht gelassen hatte. Als Expeditionsleiter hatte man ständig eine Gruppe von Menschen bei sich, für die man verantwortlich war. Klar, er hatte schon irgendwie damit gerechnet, dass dies passieren würde, aber er hatte es sich nicht so anstrengend vorgestellt. Die Expeditionen, die er leitete waren in der Regel mit zwei oder drei Totenköpfen für den höchsten Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet. Trotzdem hatte er immer wieder Teilnehmer in seiner Gruppe, die glaubten eine Kaffeefahrt gebucht zu haben und die sich nur zu gerne darüber beschwerten, dass es auf ihrer Reise so wenig Komfort gab.
Nur weil man in ein Eisgebiet wanderte, das 90% des Jahres komplett unzugänglich war und in dem es außer einer kleinen Schutzhütte keinerlei Spuren der Zivilisation gab, war doch nicht einzusehen, warum man am Abend keine heiße Dusche und kein fertig gekochtes Abendessen haben konnte.
Erzieherische Maßnahmen
Heiko beschloss daher, seine Teilnehmer selbst erfahren zu lassen, dass dies keine Expeditionskreuzfahrt sondern eine echte Expedition mit echten Gefahren war. Wenn man das Land nur ein bisschen kannte, war es leicht, kleinere Ausflüge oder Programmpunkte zu organisieren, bei denen die Schöpfung gezielt demonstrierte, wie unbarmherzig dieses Land sein konnte Vor allem für jemanden, der es nicht kannte und der damit nicht umzugehen wusste. Meistens reichte eine einzige Erfahrung im Eisnebel oder im Gewittersturm, und die Gruppe wurde plötzlich wie von Wunderhand lammfromm.
Expeditionsleiter oder eigene Expeditionen?
Dank dieser Maßnahmen fraßen ihm die Teilnehmer nun zwar aus der Hand und lauschten seinen Befehlen, doch er hatte noch immer das Gefühl, der Babysitter für eine Gruppe von Menschen zu sein, die keinerlei Gefühl für Risiken und Gefahren hatte. So beschloss er schließlich, das Konzept doch noch einmal zu ändern, und wieder dahin zurückzukehren, wo er vor seiner Ausbildung zum Expeditionsleiter gestanden hatte. Statt Expeditionen für andere zu gestalten unternahm er nun wieder seine eigenen für sich selbst. Nach einigen kleineren Abenteuer begann dann im Jahr 2014 die größte Expedition seines Lebens: Die Expedition Lebensabenteurer, bei der er nun zu Fuß um die Welt pilgert. Doch auch dieses Konzept ist bereits wieder in einem Wandlungsprozess. Denn schon heute plant Heiko Gärtner, die Reise in unwegsameren Regionen der Erde, wie Australien, Afrika oder Sibirien, mit einem Expeditionsmobil als Begleitfahrzeug fortzusetzen. Damit würde dann auch ein weiterer großer Jugendtraum in Erfüllung gehen: Die Erforschung der Welt mit seinem eigenen, vollkommen autark gestalteten Expeditionsmobil.
Wie werde ich Tierfotograf? Schon als kleiner Junge hatte Heiko den großen Traum, einmal ein Tierfotograf und Tierfilmer zu werden. Dementsprechend groß war die Freude über seine erste richtige Kamera, mit der er hinaus in die Wälder laufen und Fotos machen konnte. Er fotografierte alles, was nicht bei drei auf den Bäumen war. Und zur Not fotografierte ich einfach den Baum. Später, als seine Schulzeit zu Ende ging und er sich für einen Ausbildungsberuf entscheiden musste, erfuhr er jedoch eine große Enttäuschung. Eine spezielle Ausbildung zum Tierfotografen gab es nicht. Er blätterte ganze Kataloge mit Jobmöglichkeiten durch, konnte seinen Traumberuf aber nirgendwo entdecken. Es gab weder eine Ausbildung zum Wildlife-Fotografen, noch im Bereich Insektenfotografie, Unterwasserfotografie oder Haustierfotografie. Was also sollte er tun? Soll man sofort die Flinte ins Korn werfen? Natürlich nicht. Stattdessen begann er, sich die Fotografie durch Seminare und Fortbildung wie durch Eigenstudium selbst beizubringen.
WORAUF KOMMT ES BEI DER TIERFOTOGRAFIE AN? Kaum eine Sparte der Fotografiekunst ist so abwechslungsreich und faszinierend, aber auch anspruchsvoll, wie die der Tierfotografie. Zunächst einmal musste Heiko also lernen, welche Softskills für ein gutes Foto von Fuchs, Hase und CO. nötig sind. Denn anders als Menschen, Landschaften oder Gebäude sind die meisten Tiere nicht bereit, sich einfach vor die Linse zu stellen und dort regungslos zu verharren. Die tierischen Models haben ihren eigenen Willen, sind zumeist scheu oder gut getarnt und lassen sich nur selten zu gewünschten Posen überreden.
Man muss also zu allererst herausfinden, wo sie sich überhaupt aufhalten und wann man sie am besten antrifft. Im zweiten Schritt muss man lernen, wie man ihnen begegnen muss, damit sie einen nahe genug an sich heran lassen und lange genug ruhig bleiben, um ein Foto machen zu können. Zudem gibt es einige Tierarten, wie beispielsweise Schlangen, bei denen man auch den passenden Sicherheitsabstand kennen muss. Nur wenn man sich hier richtig verhält, kann man verhindern, dass man sich selbst in Gefahr bringt.
Wenn man dies alles beherrscht, kommt es natürlich im zweiten Schritt darauf an, im richtigen Moment, die passende Fotografie-Technik zu beherrschen. Man muss also wissen, welche Kameraausrüstung für welche Situation geeignet ist. Zudem muss man die Grenzen der Ausrüstung kennen und wissen wie man sie optimal einsetzt.
GELUNGENE NATURFOTOS DANK OPTIMALEM EQUIPMENT Bevor Heiko seine ersten faszinierenden Tierfotos machen konnte, musste er auf bittere Weise lernen, dass für die Tier- und Naturfotografie eine gute Fotoausrüstung unerlässlich ist. Je mehr er sich mit dem Bereich Wildnis und Survival beschäftigte, desto besser wurde er im Tarnen, Täuschen und Anschleichen. Auch seine Sinne öffneten sich, so dass er in der Lage war, Tiere nun deutlich früher zu entdecken als früher. So gelangen ihm nun immer mehr Bilder aus nächster Nähe oder aus ungewöhnlichen Perspektiven. Jedes Mal, wenn er spürte, dass ihm ein Schuss gelungen war, war er so voller Vorfreude und Begeisterung, dass er kaum erwarten konnte, das Bild zu entwickeln, bzw. auf dem Computer in groß zu betrachten. Doch immer wieder stellte er fest, dass er zwar den perfekten Moment für sein Tierfoto erwischt hatte, dass das Foto selbst aber unbrauchbar war. Entweder es war unscharf, weil der Autofokus nicht schnell genug reagiert hatte, es war verwischt, verschwommen, oder Pixelig, oder aber es rauschte ohne Ende, da die ISO-Werte zu hoch waren und das Licht zu schwach.
WELCHES TECHNIKMATERIAL BRAUCH EIN TIERFOTOGRAF? Je länger sich Heiko mit dem Thema Kameraausrüstung befasste, desto mehr erkannte er ein paar grundsätzliche Eigenschaften, die jede Ausrüstung haben sollte, egal was man damit fotografieren will. Klar, die Anforderungen sind ebenso vielfältig wie die Tiere selbst, weshalb pauschale Tipps in diesem Bereich generell schwierig sind. Doch in jedem Fall ist es wichtig, auf die Lichtstärke zu achten, sowohl bei den Objektiven als auch beim Kameragehäuse selbst. Je mehr Licht eine Kamera einfangen kann, desto mehr Möglichkeiten hat man mit ihr. Denn letztlich ist Fotografieren ja nichts anderes, als das Malen mit Licht. Das bedeutet, dass der Wert für die Lichteinbuße, die ein Objektiv mit sich bringt, so gering wie möglich sein sollte, und der ISO-Wert, bis zu dem eine Kamera rauschfrei fotografieren kann, möglichst hoch.
Zudem braucht die Kamera einen guten und leistungsstarken Sensor und sollte vor allem bei der Tierfotografie möglichst schnell reagieren und möglichst viele Bilder in kürzester Zeit machen können. Viele Spezies bevorzugen dunkles Unterholz, Dickicht und Schattenplätze, um sich zu verstecken. Andere sind extrem flink und scheu unterwegs. Und wieder andere lieben sonnenexponierte Plätze, die vielleicht sogar zu lichtdurchflutet sind
TIERFOTOGRAFIE-AUSBILDUNG AUF ISLAND Auch wenn es keine offiziellen Berufsausbildungen im Bereich der Tierfotografie gibt, konnte Heiko doch mit Hilfe der unterschiedlichsten Mentoren lernen und sich ausbilden lassen.
So traf er auf Island auf zwei ältere Herren, die gerade im Hot-Spot badeten und sich über die neuste Kameratechnik unterhielten. Heiko beteiligte sich am Gespräch und wurde nach nur wenigen Sätzen gewissermaßen Adoptiert. Die beiden Rentner waren früher berühmte Tierfotografen gewesen und verdienten sich nun ein wenig zusätzliche Rente als Kameratester. Dadurch hatten sie immer die neusten Modelle bei sich, die sie ausprobieren und bewerten durften. Ein Traum für jeden begeisterten Tierfotografen also.
In den kommenden Tagen reiste Heiko immer wieder gemeinsam mit den beiden Männern über die Insel und bekam dabei verschiedenste Lektionen.
EINE FRAGE DER PERSPEKTIVE Unter anderem lernte Heiko dabei, dass es auch in der Tierfotografie vor allem um die richtige Perspektive geht. Jeder kann ein Foto von einer Heuschrecke machen. Sie jedoch so zu fotografieren, dass das Foto lebendig wirkt, den Charakter des Tieres einfängt und einem das Gefühl gibt, sie würde einen jeden Moment anspringen, das macht einen echten Fotokünstler aus. Es dauerte eine Weile, bis Heiko verstand, dass man nicht unbedingt die seltensten und exotischten Tiere brauchte, um schöne, interessante, mystische oder spektakuläre Bilder zu erzeugen. „Ein schlecht fotografierter sibirischer Tiger kann deutlich langweiliger sein, als ein gutes Foto von einer Hauskatze!“, sagte ihm einer seiner Mentoren.
HAUSTIERFOTOGRAFIE ALS ÜBUNGSFELD Dabei stellte Heiko fest, dass man als Tierfotograf auch die Haustierfotografie nicht unterschätzen durfte. An Ihr kann man sehr gut trainieren, wie Tiere reagieren und welches Verhalten man sich antrainieren muss, um ein guter Wildlifefotograf zu werden. Ähnliches galt für Tiere in Tierparks und Zoos. Dabei wurde ihm schnell klar, das nichts so unspektakulär wirkte, wie ein Bild aus der Augenhöhe eines Menschen. Deutlich spannender war es, wenn er die Bilder aus ungewöhnlichen Perspektiven aufnahm. So begab er sich immer häufiger auf die Augenhöhe der Tiere oder sogar noch darunter. Besonders wenn es sich um kleine Tiere wie Eichhörnchen, Enten, Mäuse oder Mehrschweinchen handelt. Dadurch machte er nicht nur bessere Bilder, sondern konnte sich auch tiefer in die Tiere einfühlen.
DIE TIERE ZUHAUSE BESUCHEN Mit der Zeit ging er sogar noch einen Schritt weiter und versuchte so sehr das Vertrauen der Tiere zu gewinnen, dass er sie sogar in ihrer Heimat besuchen durfte. Dazu fuhr er beispielsweise bis an die nördlichste Küste von Island und seilte sich in die Vogelfelsen ab. Dort lebte er dann einige Wochen gemeinsam mit den Trottellummen, den Papageientauchern und einigen anderen seltenen Vögeln. Zunächst waren diese natürlich irritiert, das plötzlich ein Zelt mitten in ihrer Brutkolonie stand, doch als sie merkten, dass ihnen der Fremde nichts Böses wollte, akzeptierten sie ihn als einen von ihnen und ließen ihn sogar bei der Fütterung auf wenige Meter an sich herankommen.
BUSHCRAFTSKILLS HELFEN AUCH BEI DER TIERFOTOGRAFIE Neben dem Erlernen der verschiedenen Fotographietechniken waren es vor allem die Kenntnisse über Bushcraft und Survival, die Heiko als Tierfotografen weiterbrachten. Durch sie erhielt er tiefe Einblicke in das Leben und Verhalten der Tiere. Wenn man es am eigenen Leib ausprobiert, wieder einheimisch in der Natur zu werden, dann wird man schon bald spüren, welche Routinen man annehmen muss und wann welche Dinge zu tun sind. Und ja, genau so geht es den Tieren da draußen auch. Je besser man sich also einfühlen und wieder ein Teil der Natur werden kann, desto näher und lebendiger wird man die Tiere ablichten können. Es ist ein bisschen wie bei der Hochzeitsfotografie. Als außenstehender ist es schwer hier gute Fotos zu machen, weil man nur heimlich und aus großer Entfernung fotografieren kann. Wurde man aber von der Hochzeitsgesellschaft eingeladen, das Brautpaar und die Gäste als Hochzeitsfotograf zu fotografieren, hat man plötzlich unendlich viele Möglichkeiten und kann seine ganze Kreativität entfalten.
Survival ist die Kunst des Überlebens. Damit ist natürlich vor allem die Kunst des Überlebens in ungewöhnlichen, schwierigen oder extremen Situationen gemeint und dies wiederum bedeutet heute vor allem „Überleben in der Wildnis“. Eigentlich sollte das für uns kein Problem sein, denn diese Wildnis, die wir heute mit einer Mischung aus Angst und Faszination betrachten, war über viele Jahrtausende hinweg unsere Heimat. Heute jedoch ist uns die Natur so fremd geworden, dass wir es uns kaum mehr vorstellen können, dass man hier ohne technische Hilfe überhaupt überleben kann. Statt auf Bäumen und Felsen klettern wir heute fast nur noch durch Computerspiele und simulieren dort das Abenteuer, das uns in der Natur so fremd geworden ist.
Entfremdung von der Natur
Kaum einer weiß heute noch, wie man in der freien Natur ohne zivilisatorische Hilfe überlebt. Heiko Gärtner jedoch war schon als Kind klar, dass dies für ihn nicht in Frage kam. Schon als ihm seine Mutter die ersten Bücher über Huckleberry Finn und andere Abenteurer vorlas, wusste er, dass auch er in der Natur zuhause war. Später waren es dann Rüdiger Nehberg, Reinhold Messner und Andrea Kieling, die zu seinen Vorbildern wurden, ehe er sich dann als Jugendlicher erstmals mit den Survivaltechniken verschiedener Naturvölker in Afrika, Amerika und Australien befasste. Dabei stieß er unter anderem auch auf Stalking Wolf und seinen Schüler Tom Brown. Stalking Wolf war ein Apachen-Scout, der im Alter von zwanzig Jahren von Zuhause aufgebrochen war, um dann für 62 Jahre vollkommen autark durch Nordamerika zu wandern, ohne dabei jemals einen Cent Geld zu benutzen oder in ein Auto einzusteigen. Mit 82 Jahren begann er dann seinen jungen Schüler Tom Brown Jr. zu unterrichten, der später selbst viele Jahre lang alleine in den Amerikanischen Urwäldern lebte.
Mit der Natur oder gegen die Natur?Mit der Natur oder gegen die Natur?
Während Survival in Deutschland und im übrigen Europa vorwiegend als harter Kampf, Mann gegen die wilde Natur beschrieben und wahrgenommen wurde, bestand die Überlebenskunst der Naturvölker, sowie die von Tom Brown darin, die Natur als den Lebensraum wiederzuentdecken, der er so viele Jahrtausende für uns war. Genau das war es auch, was Heiko Gärtner so sehr an dieser Art des Survival faszinierte. Es ging nicht darum, die Natur als einen Feind zu betrachten, den man besiegen musste, sondern viel mehr zu erkennen, dass man ihr verlorener Sohn war, der sich vor langer Zeit abgewandt hatte und nun in ihre gebenden Hände zurückkehren wollte. Wenn man es ernst nahm und bereit war, die Natur als einen Mentor anzunehmen, dann war Survival ein Weg, der einen ins Paradies zurückführen konnte. In eine Natur, in der man in vollkommenem Wohlstand und Reichtum frei und unbekümmert leben konnte und nicht in eine grüne Hölle, die einem nach dem Leben trachtete.
PHYSISCHE UND MENTALE SURVIVAL-SKILLS
So lehrte Tom Brown Jr. stets, dass man zum Überleben in fremden, unbekannten Situationen vor allem zwei Dinge braucht, die er als den Vater und die Mutter des Survival beschrieb: Die richtigen Fähigkeiten und die richtigen Einstellungen.
Die Fähigkeiten beziehen sich dabei vor allem auf das Wissen und Können, um sich in der jeweiligen Umgebung zurecht zu finden. Dazu zählt vor allem das Können, sich mit Nahrung und Wasser zu versorgen, sich zu Orientieren und um sich vor Kälte und Gefahren zu schützen. Zudem braucht man das Wissen über mögliche Gefahren, über den eigenen Körper, sowie darüber, wie man ihm im Falle von Krankheiten oder Verletzungen versorgen und heilen kann. Auch die Kenntnis der Vogelsprache und die der heimischen Tiere und Pflanzen, sowie ein grundlegendes Wissen über Wetterphänomene sind nicht selten von überlebenswichtiger Bedeutung.
Zur richtigen Einstellung gehören neben dem Glauben an sich selbst und den Reichtum der Natur, vor allem ein Urvertrauen in das Leben, sowie Dankbarkeit und Demut der Natur gegenüber. Diese Einstellung ist es, die das Survival zu einer Kunst werden lässt und nicht zu einem Kampf. Wer das Überleben als einen Kampf betrachtet wird es sich damit nur unnötig schwer machen.
Survivalprofi und Hüter der Natur
Das war es auch, was Heiko von der ersten Sekunde an in seinen Bann zog. Er wollte keinen erbitterten, lebenslangen Kampf gegen seine gesamte Umgebung führen. Er wollte in der Natur wieder einheimisch werden. So betrachtete er sich auch später stets als Überlebenskünstler und als Survivalexperten also als jemanden, der sich in der Natur auskennt und der daher in den extremsten Situationen überleben kann, weil er stets einen neuen kreativen Weg findet, um sie ihm gestellten Herausforderungen zu meistern. Es nicht als Kampf gegen die Natur sondern als Leben mit und in ihr zu betrachten, lässt Survivalprofi letztlich auch zu einem Hüter und Pfleger Pflege der Umwelt werden. Leben in der Natur kann nur nach dem Prinzip eines gegenseitigen Gebens und Nehmens funktionieren. Da nehmen immer auch geben heißt, gilt es auf eine Art von der Natur zu nehmen die sie bestärkt und durch die sie wächst. Nimmt man beispielsweise immer nur bis zu einem Drittel einer Pflanze oder eines Pflanzenbestandes an einem Ort als Nahrung, so reizt man sie dadurch zum Wachstum an und trägt letztlich zur Vergrößerung ihrer Population bei. Nimmt man jedoch mehr verringert sich ihr bestand, was im Extremfall zu ihrem Aussterben führt.
Survival-Extremausbildungen
Doch bis zu dem Punkt, an dem Heiko den Titel „Survivalexperte“ für sich selbst annehmen konnte, war es ein weiter weg. Denn auch wenn es um ein Miteinander im Einklang mit der Natur geht, sind wir ihr doch so fremd geworden, dass es ein knallhartes und erbarmungsloses Training erfordert, bis man an den Punkt gelangt, an dem man sich in der Wildnis wieder heimisch fühlen kann. Es ist nicht anders, wie in jeder anderen Sportdisziplin auch. Wenn man die Techniken beherrscht, dass ist es ein Tanz mit den Elementen, der einem Kraft, Freude und Erfüllung schenkt. Beherrscht man die Techniken nicht gibt man allenfalls eine erbärmliche Figur ab und wird weder von seinen Gegnern noch von seinen Teamkameraden ernst genommen. Nicht anders ist es auch im Survival.
SINNESSCHULUNG UND TRAINING DES GANZEN ORGANISMUS
So verbrachte Heiko zunächst einmal über viele Jahre Hinweg täglich ein oder zwei Stunden im Wald, in denen er nichts anderes tat, als an einem Baum zu sitzen und seine Umgebung, wie auch sich selbst zu beobachten. Zunächst war er frustriert über diese Aufgabe, die er von seinem Mentor gestellt bekommen hatte. Was sollte es bringen, einfach nur dumm in der Landschaft herumzusitzen, wo er doch viel Lieber Jagen und Feuermachen lernen wollte? Erst später wurde ihm klar, was er durch diese Übung alles lernen durfte. Nur durch dieses Beobachten bekam er ein Gefühl für die wahre Seele der Natur, wie auch für seine eigene. Er wusste nun, was zu ihm gehörte und was ihm von außen übergestülpt wurde. Er kannte seine Stärken und Schwächen, erkannte seine Gedankenschleifen und wusste, welche Glaubensmuster und Überzeugungen, ihm im Wege standen. Zudem lernte er ohne es wirklich zu merken, mit welchem Rhythmus sich der Wald über die Jahreszeiten hin veränderte, wie die Tiere auf Gefahren reagierten, wie sich der Gesang der Vögel veränderte und vieles mehr. Gleichzeitig wurde er auch selbst immer mehr ein Teil des Waldes, da er seinen eigenen Lebensrhythmus dem seiner Umgebung anpasste. Je mehr Zeit er auf diese Weise in der Natur verbrachte, desto schärfer wurden seine Sinne und desto mehr begannen nun auch seine mentalen Wahrnehmungsfähigkeiten, sich wieder zu öffnen.
Doch der sogenannte Sitzplatz war natürlich nur ein Element, seiner Survival-Ausbildung. Sein Mentor achtete streng darauf, dass er ein intensives körperliches Training durchlief, bei dem seine Muskelkraft, die Ausdauer, seine Reflexe und seine Präzession, aber auch seine Leidensfähigkeit und Zähigkeit ausgebildet wurden.
Und schließlich brachte er Heiko immer und immer wieder vollkommen unverhofft in scheinbar aussichtslose Situationen oder stellte ihm vertrackte Aufgaben, die er nur dann lösen konnte, wenn er sein bisheriges, oft eingefahrenes Denken noch einmal völlig über den Haufen warf.
Ausbildungen zum Wildnislehrer, Nationalparkranger und Naturheiler
Um ein echter Survivalprofi zu werden brauchte es jedoch weit mehr, als das lernen der klassischen Überlebensfähigkeiten. So machte Heiko über die Jahre hinweg viele verschiedene Ausbildungen, die alle im Zusammenhang mit der Natur standen und die seine Survivalfähigkeiten wie auch seine Mentale Stärke direkt oder indirekt schulten. Über drei Jahre hinweg machte er eine Ausbildung zum Wildnispädagogen und Wildnislehrer. Dann folgten eine Ausbildung zum Nationalparkranger, sowie zum Berg- und Höhlenretter und zum Internationalen Fallensteller. Er lernte das Bauen von Bögen und Pfeilen auf traditionelle Weise, machte einen Jagdschein und absolvierte eine Ausbildung zum Rettungsassistenten. Je mehr er dabei in den Kontakt mit Medizinleuten und Mitgliedern verschiedener Naturvölker kam, desto mehr lernte er auch über den heilerischen Aspekt der Natur kennen und tauchte immer tiefer in das Wissen der Schamanen ein.
SURVIVALURLAUB ALS ABSCHLUSSTEST
Die Ausbildungen alleine reichten Heiko Gärter jedoch nicht aus. Zwar war er stets davon begeistert, was er hier alles lernen durfte, doch empfand er stets, dass die Ausbildungswelt mit der Realwelt nur wenig gemein hatte. Natürlich war es wichtig, die verschiedenen Techniken erst einmal trocken zu üben, damit man verstand, wie sie funktionierten. Doch wirklich erlernen konnte man sie nur unter Realbedingungen, denn erst dann wusste man, ob man sie auch beherrschte, wenn man ausgehungert, unterkühlt, gestresst und orientierungslos war. So brach Heiko immer wieder zu neuen Survivaltouren auf, bei denen er für längere Zeit auf sich alleingestellt in einer ihm unbekannten Wildnis überleben musste.
Zwei Mal reiste er dazu im tiefsten Winter nach Polen, wo die Kälte mit bis zu minus 30°C sein größter Feind wurde. Später wanderte er 3300km durch halb Europa, um rein von der Natur zu leben, wobei er nur ein Feuersteinmesser und ein paar Felle bei sich trug.
Der Schüler wird zum Survivaltrainer
Schließlich war Heiko dann soweit, dass er selbst zum Wildnismentor und Survialtrainer werden konnte. So bot er nun ein breites Sprektrum an Survivalausbildungen, Survivalreisen und Extremseminaren an, bei denen er seine Schüler mit der gleichen gnadenlosen Härte unterrichtete, die auch ihn zu dem Profi gemacht hatte, der er nun war. Doch gerade diese Härte war es auch, nach der sich die Teilnehmer sehnten, denn sie spürten ab der ersten Sekunde, dass das, was sie hier taten, kein Spiel war. Es war eine echte und ernstzunehmende Vorbereitung auf den Extremfall, bei dem Heiko Gärtner immer auch individuell auf die persönlichen Lebensthemen, Ängste und Blockaden seiner Teilnehmer einging. Die Mund-zu-Mund-Propaganda arbeitete für sich und ehe er sich versah, hatte sich Heiko einen Namen als härtester Survivaltrainer Deutschlands gemacht. Dies wiederum lockte unter anderem auch Spezialeinheiten vom Militär, von der Polizei und von privaten Sicherheitsdiensten an, die ihre Auszubildenden in Heikos Extremkursen noch einmal auf die Probe stellen wollten.
Vom Survivaltrainer zum Survivalstar Mit der Zeit wurden nun auch die Medien immer stärker auf Heiko Aufmerksam, da seine Survival-Extrem-Seminare durch ihre Härte und Intensivität in Deutschland einzigartig waren. So wuchs das Interesse der Reporter, selbst auch an diesen Kursen teilnehmen zu können, oder andere Teilnehmer auf ihrem Weg zu begleiten. Selbst aus Japan kam ein Fernsehteam und beauftragte Heiko damit, eine bekannte, japanische Moderatorin in den Überlebenstechniken zu trainieren und auszubilden.
Vom Survivalkünstler zum Lebenskünstler 2013 beschloss Heiko dann, seiner Survivalkarriere noch einmal eine neue Wendung zu geben. Bislang hatte er stets in einer Wohnung in einer Kleinstadt, also in der Zivilisation gelebt, und gewissermaßen Ausflüge in die Natur gemacht. Er war also in seinen Augen ein Teilzeit- Survival-Experte oder Teilzeit-Naturbewohner. Dies wollte er nun ändern, indem er sein Sesshaftes Leben aufgab um von nun an als Nomade zwischen den Welten zu leben. Auf diese Weise wurde Survival in Form vom Leben und Heimisch sein in außergewöhnlichen, unbekannten Situationen nun zu einem Lebenskonzept.
Die Schule war für Heiko Gärtner stets vor allem ein Ort, der ihn vom Lernen und Forschen anhielt. Er konnte nicht verstehen, warum er stundenlang auf einem unbequemen Holzstuhl sitzen sollte, um den einschläfernden Worten seiner Lehrer zu lauschen, wo es da draußen doch eine Welt voller Rätsel, Wunder und Geheimnisse gab, die allesamt entdeckt und erforscht werden wollten. Kaum hatte die Schulglocke geläutet, huschte er auch schon hinaus in die Wälder und nahm alles unter die Lupe, was ihm unbekannt war. Unzählige Male schnappte er sich dabei Fellreste, Gewölle, Losungen oder auch Pflanzen mit Fraßspuren und stapfte mitsamt seinen verschlammten Stiefeln in die kleine Bücherei um die Ecke. Voller Entsetzen starrte die Bibliothekarin dabei jedes Mal auf seinen Tisch, der mit Tierspuren übersät war war, während Heiko in Büchern nachschlug, um herauszufinden, wer diese Spuren hinterlassen hatte. Später fand er dann Mentoren, die ihm auf diesem Gebiet unterrichten konnte. Zunächst war es sein eigener Onkel, mit dem er stundenlang durch die Wälder ziehen konnte. Später waren es die verschiedensten Wildnisexperten, angefangen von Jägern, Wildnisschulleitern, Biologen und Naturfotografen, über Trapper, Ranger und Aussiedler bis hin zu Shamanen, Kriegern und Scouts von Naturvölkern, die ihm einen Einblick in ihre Art der Spurensuche vermittelten. Dabei stellte Heiko fest, dass es hier keine Grenzen gab. So lernte er einen jungen Indianer kennen, der anhand eines Trittsiegels nicht nur erkennen konnte, um welche Tierart es sich handelte, wann das Tier hier vorbeigekommen war und wohin es unterwegs gewesen sein könnte. Er konnte sogar das individuelle Tier benennen, da er seinen tierischen Freunden hier in seinem Wald allen einen Namen gegeben hatte. Ein Medizinmann hingegen brachte ihm bei, wie man neben den physischen Spuren, die ein Tier im Wald hinterlässt auch seine energetischen Spuren wahrnehmen kann. All dieses Wissen half ihm nicht nur dabei, ein Survival- und Wildnisexperte zu werden, der sich komplett autark aus der Natur ernähren konnte. Es zeigte ihm auch den Weg, wie er später zum Fährtenleser der Seele und der Gesellschaft werden konnte. Zunächst hatte er also nun gelernt, nicht nur ein einzelnes Trittsiegel, sondern die Gesamtheit aller Spuren zu erkennen und aus allen Details ein Puzzle zusammenzusetzen, das einem dann mehr über die Situation verrät, als man es sich hätte träumen lassen. Nun erkannte er, dass er die gleiche Technik auch anwenden konnte, um beispielsweise herauszufinden, welche psychologische Kernursache hinter einer Krankheit stand, oder welche der vielen Informationen zu einem Thema der Wahrheit entsprachen und welche hingegen Verwirrung stiften, manipulieren oder ablenken sollten. Die Ergebnisse dieser gesellschaftlichen Spurensuche könnt ihr im Wahrheitswiki nachlesen.
Das Thema Heilung spielte im Leben von Franz und Heiko schon seit vielen Jahren eine wichtige Rolle. So stellte Heiko bereits als Jugendlicher fest, dass er niemals einfach so krank wurde. Viel mehr schien e immer einen Grund zu geben, dass er genau jetzt, genau diese Krankheit bekam. Er konnte es zunächst nicht erklären uns verstand auch die Zusammenhänge noch nicht. Doch bereits jetzt war ihm klar, dass es in diesem Bereich mehr zu entdecken geben musste.
Dem Heilungscode auf der Spur
Seine Enteckungsreise begann dabei vor allem mit den Gesundheitlichen Problemen, die er selbst hatte. Wie konnte es sein, dass er genau in dem Moment eine Nierenkolik bekam, in dem ihm bewusst wurde, dass er in seiner aktuellen Beziehung nicht glücklich war, sich jedoch auch noch nicht trennen konnte? Warum bekam er genau dann eine Hirnhautentzündung, als er sich den Kopf darüber zerbrach, welchen Beruflichen Werdegang er einschlagen sollte?
Irgendwo musste hier ein Zusammenhang bestehen und er hatte sich fest vorgenommen, diesen herauszufinden. Dazu durchstöberte er zunächst einmal sämtliche Bibliotheken, die er zum Thema Medizin finden konnte. Und tatsächlich! Es hatte bereits einige Forscher gegeben, die sich die selben Fragen gestellt hatten. Und diese hatten dazu bereits Beobachtungen und Studien angelegt. So gab es einen Professor, der genauestens die Körper von Toten untersuchte und dabei auf Gesetzmäßigkeiten zwischen ihren physischen Merkmalen und ihrer Todesursache stieß. Menschen, die beispielsweise an einer Herzkrankheit gestorben waren, zeigten alle die selben Veränderungen der Zunge und der Iris. Menschen, die einem Nierenversagen erlagen, zeigten hingegen andere Merkmale, die einander jedoch ebenfalls wieder glichen.
ANTLITZDIAGNOSE ZUM BESTIMMEN VON VERSICHERUNGSPOLICEN
Nach und nach fand er heraus, dass die Menschen schon seit vielen Jahrtausenden die Zusammenhänge zwischen körperlichen Auffälligkeiten und Krankheiten erkannt hatten. Die Heilungsmethoden vieler antiker und natureller Kulturen basierten darauf. Und auch heute in unserer westlichen zivilisierten Welt wurde die Technik noch immer verwendet. Nur musste Heiko feststellen, dass man sie heute nicht mehr nutzte, um Menschen zu heilen, sondern um zu erkennen, wie hoch das Risiko für bestimmte Krankheiten ist.
Denn zu diesem Zweck gab es einige Experten bei großen Versicherungsagenturen, die potentielle Patienten anhand dieser Antlitszeichen analysierten und so über die monatliche Beitragssumme entschieden. Auch das Versicherungsunternehmen in dem Heiko seine Ausbildung machte, hatte eine solche Abteilung und nur wenig Später durfte sich Heiko ebenfalls zu den Experten zählen, die dort arbeiteten. Zunächst war er fasziniert von dem Wissen, das hier nun plötzlich zugänglich war und er saugte alles in sich auf, was er nur in Erfahrung bringen konnte. Doch schon bald wurde ihm klar, dass er mit der Antlitzdiagnose einen wichtigen Schlüssel in Sachen Heilung in der Hand hielt, der hier jedoch nicht zur Heilung sondern lediglich zur Gewinnoptimierung seines Arbeitgebers genutzt wurde.
Heilen oder Kurieren
Je länger und intensiver Heiko sich mit dem Thema befasste, desto deutlicher wurde, dass es zwei Herangehensweisen an Krankheiten gab, die sich sehr stark von einander unterschieden. Die erste Variante war die Heilung, bei der es wirklich um ein Auflösen der Krankheit und um die vollständige Genesung des Patienten ging. Die zweite Variante könnte man als Kurieren bezeichnen. Hierbei wurde lediglich versucht, die aktuell spürbaren und sichtbaren Symptome zu unterdrücken, so dass der Patient zunächst oberflächlich gesund oder gesünder wirkte, während jedoch die eigentlichen Probleme und Krankheitsursachen bestehen blieben.
Diese Variante war es auch, auf er unser modernes schulmedizinisches System aufbaute. Unsere Ärzte verhielten sich ein bisschen wie Automechaniker, die bei ihren Kunden jedes Mal die Ölkontrolllampe zerschlugen, wenn diese aufleuchtete, anstatt den Ölstand zu prüfen und nachzufüllen. Unter diesen Umständen war es dann auch kein Wunder mehr, dass nach offiziellen Statistiken der WHO rund 95% der Weltbevölkerung Krank sind, also mindestens ein körperliches oder psychisches Leiden haben.
Krankheitsursachen erforschen
Doch wie konnte man nun wirklich die Ursache einer Krankheit ausfindig machen und heilen? Welche Zusammenhänge hatten unsere Gefühle mit unserem seelischen Befinden und unserem körperlichen Gesundheitszustand? Auf welcher Ebene mussten Veränderungen stattfinden, um wirklich gesund werden zu können?
Um Antworten auf diese Fragen zu finden, begann Heiko mit seinen eigenen Forschungen und Studien. Er fuhr in die führende Krebsklinik nach Heidelberg und befragte dort mehrere hundert Patienten nach besonderen, einschneidenden oder traumatischen Erlebnissen vor dem Ausbruch ihrer Krankheit. Und auch hier stieß er wieder auf erstaunliche Regelmäßigkeiten. Für weitere Feldstudien besuchte er unter anderem auch ein Hochsicherheitsgefängnis, um Serienmörder zu befragen, ob es auch hierbei gewisse Auffälligkeiten und Regelmäßigkeiten im Leben gab, bevor sie zu Tätern wurden.
Das Medizinwissen der Welt zusammentragen
Als Franz hinzustieß, um Heiko bei seiner Arbeit zu unterstützen, hatte dieser bereits mehrere tausend Seiten mit dem Heilungswissen gefüllt, dass er in den vergangenen Jahren angesammelt hatte. Nachdem er seine Karriere bei der Versicherung beendet hatte, war er zunächst in die Notfallmedizin gewechselt und hatte sich nebenbei im Bereich der Psychologie und Psychoanalyse weitergebildet. Nun da sie zu zwei weiter forschen konnten, waren sie bald bereit ihr erstes Buch über die Zusammenhänge der Antlitzdiagnose auf en Markt zu bringen.
Doch damit war die Forschungsreise noch lange nicht beendet. Gemeinsam besuchten sie ein Treffen von Medizinleuten aus aller Welt. So konnten sie in das Thema Energieheilung eintauchen, wie es von Naturvölkern rund um unseren Globus seit vielen Jahrtausenden angewendet wird. Auch die aktuelle Weltreise ist noch immer eine Forschungsreise. Eine Reise um das Wissen über Medizin und Heilung zusammenzutragen und den Menschen zugänglich zu machen. Dabei entstand bereits ein weiteres Buch über die Lernmethoden, mit denen sich die Kinder in verschiedenen Naturvölkern zu Medizinleuten und Schamanen ausbilden lassen.
Heiler sein als Lebenskonzept
Das Heiler sein kein Job ist, in dem man sich ein Pensum an nützlichen Heilmethoden aneignet, war ihnen dabei schon längst klar geworden. Heiler sein war eine Lebensaufgabe sowie eine Lebenseinstellung für die man sich entscheiden und die man mit all seinen Konsequenzen annehmen musste. Es bedeutete, zwischen den verschiedenen Ebenen unserer Existenz hin und her wechseln zu können. Es bedeutet, eine Verbindung mit allem aufzunehmen und zu erkennen, dass bereits alles mit einander verbunden ist. Und auch heute, nach rund 35 Tausend Kilometern des Wanderns und nach intensivem Auseinandersetzen mit Mutter Erde, mit der geistigen Welt und mit den verschiedenen Kernursachen von Krankheit ist ihnen vollkommen bewusst, dass sie noch ganz am Anfang einer langen und äußerst spannenden Reise stehen.
Am 23.01.2012 starteten Heiko Gärtner und Franz Bujor ihr erstes gemeinsames Projekt als Extremjournalisten mit dem Titel „Obdachlosigkeit auf Zeit!“ Dabei wollten sie herausfinden, wie man in Deutschlands Städten überleben kann, wenn man keinerlei Geld und keine Hilfe von Freunden oder Familie zur Verfügung hat. In den vergangenen Jahren hatten sie nun bereits viel über das Leben und Überleben in der Natur gelernt. Doch wie war es, wenn überhaupt keine Natur um einen herum war, sondern nur eine Wüste aus Asphalt oder ein Dschungel aus Hochhäusern?
Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, wollten sie von denen lernen, für die Das leben aus unseren Straßen der Alltag ist: Von den Obdachlosen, den Berbern, Hamperern und Rumtreibern, von den Straßenkindern, den Drogenjunkies und den Ausgestoßenen. Von Neumarkt aus, brachen sie ohne jede Ausrüstung, ohne Schlafsack und ohne Geld auf und gingen dabei einem der spannendsten Geheimnisse unserer Gesellschaft auf die Spur. Einem Geheimnis, das ebenso faszinierend ist, wie es tabuisiert wird:
Was bewegt das Leben der Obdachlosen? Aufbruch ins Ungewisse
Für die nächsten Wochen wollten sie also als „Obdachlose auf Zeit“ gemeinsam mit den echten Obdachlosen und Landstreichern auf Deutschlands Straßen leben. Dabei durften sie sowohl in eine ganz neue Welt, als auch in die tiefsten Abgründe der Menschheit blicken. Ihre Idee war es dabei, den Obdachlosen und Bettlern auf eine Art und Weise zu begegnen, auf die man ihnen normalerweise nicht begegnet.
Sie wollten ihnen nicht ihre Hilfe anbieten oder ihnen zeigen, wie leicht man in Deutschland Sozialhilfe annehmen und so ein Leben auf der Straße vermeiden konnte. Nein, sie wollten von ihnen lernen, mit welchen Tricks und Kniffen man ohne Geld in unseren Städten leben und überleben kann. Es war einer der härtesten Winter der letzten zehn Jahre. So konnten sie also nur hoffen, dass ihre neuen Mentoren wirklich gute Tricks auf Lager hatten. Dementsprechend waghalsig kam ihnen der Plan vor, ihre Haustür hinter sich zu verschließen und mit nichts als einem zweiten Paar Socken auf die Straßen von Deutschlands Städten zu ziehen.
Ungelöste Fragen
Schon bevor das Projekt begann hatten sie bergeweise Fragen im Kopf. Wie viele Menschen schlafen in Deutschland auf der Straße? Wie machen sie das? Wo finden sie Schlafplätze? Auf welche Weise schaffen Sie es, sich im Winter warm zu halten? Wie ist dabei Ihre psychische und körperliche Verfassung? Woher bekommen sie Nahrung und Wasser? Was gibt es für Rechte und Verbote? Wo darf man schlafen, betteln, sich aufhalten und wo nicht? Was für Unterstützungen bekommt man von unserem Sozialsystem? Was muss man dafür tun? Wie wird man als Obdachloser wahrgenommen?
Wo wird man vertrieben, wo ignoriert? Wie wirkt sich das auf die eigene Selbstwahrnehmung aus? Was kann man tun um positiv zu wirken und dadurch gute Aussichten auf Hilfe zu bekommen? Was macht das Leben als Obdachloser an sich aus? Wo gibt es einem Freiheiten, wo schränkt es einen ein? Welche Sorgen und Probleme fallen weg, welche neuen kommen hinzu? Welche Geschichten haben die Obdachlosen zu erzählen? Was hat sie zu ihrem Leben auf der Straße geführt? Warum finden einige im Leben auf der Straße die größtmögliche Freiheit und einen Weg zur inneren Erleuchtung, wie beispielsweise bei Eckart Tolle, während es für andere das Abrutschen in die absolute Hoffnungslosigkeit, in Verzweiflung, Sucht und Tod bedeutet?
Lernen durch ausprobieren
Um diese Frage zu beantworten lebten Heiko Gärtner und Tobias Krüger auf die gleiche Weise wie die Obdachlosen, kamen mit ihnen ins Gespräch, lebten mit Ihnen als Gleichgesinnte und lernten ihre Überlebenstechniken. So konnten sie dem Leben auf der Straße sowohl von der praktischen, als auch von der philosophischen und emotionalen Seite her auf den Grund gehen. Dabei entdeckten sie versteckte Parallelstädte aus Zelten und Planen, die so geschickt und versteckt von Sinti und Roma errichtet wurden, dass diese vor den Städtern vollkommen unsichtbar und unentdeckt leben konnten.
Sie lernten Straßenkinder kennen, die teilweise bereits mit 6 Jahren ihr Zuhause verloren oder verlassen hatten und seither auf der Straße lebten, ohne dass sie jemand von einem „normalen“ Kind hätte unterscheiden können. Sie besuchten Sekten, begleiteten Frankfurter Drogendealer bei ihrem täglichen Geschäft, lernten männliche Prostituierte und ihre tragischen Versklavungsgeschichten kennen und erkannten dabei immer mehr das dicht gewobene Netz aus Zusammenhängen und Querverbindungen, das sich hinter all dem verbarg. Ihnen wurde bewusst, dass Obdachlosigkeit kein Fehler in unserem System, sondern ein wichtiger Bestandteil davon war.
Als Landstreicher durch Deutschland
Nach ihrer Heimat Neumarkt in der Oberpfalz wurde Nürnberg das nächste große Etappenziel. Von dort ging es weiter als Tramper in Richtung Frankfurt, dann nach Köln, nach Stuttgart, nach Memmingen, an den Bodensee und schließlich wieder zurück nach Nürnberg. Teilweise war ihre Reise geplant, teilweise ließen sie sich auch einfach dorthin treiben wohin sie der Wind sie wehte. Ihre größte Herausforderung war dabei stets die Kälte, denn mit dem Januar 2012 hatten sie sich nicht nur die härteste Jahreszeit sondern auch den härtesten Winter seit Jahren ausgesucht: Schnee, Eisregen, stürmischer Wind und extreme Minusgrade wurden ihre ständigen Begleiter.
Hinzu kam die Frage nach der Nahrung. Reichten die Überlebenstricks der Obdachlosen und ihre eigenen Survivalfähigkeiten wirklich aus? Konnten sie sich auch ohne den Einfluss von Alkohol ausreichend vor der Kälte und vor Hunger zu schützen? Oder mussten sie die Tour vielleicht schon nach wenigen Tagen abbrechen? Viele Strategien, um an Nahrung zu kommen hatten sie ja bereits zuvor kennengelernt oder sogar ausprobiert und so waren sie davon ausgegangen, dass sie in den kommenden Wochen wahrscheinlich zum Großteil aus den Supermarktcontainern oder altem, trockenem Brot leben würden. Würden sie es schaffen, sich das nötige Geld zu erbetteln, das sie brauchten um nicht hungern zu müssen?
Das Leben ist leichter als gedacht
Doch schon nach wenigen Stunden stellte sich heraus, dass diese Sorgen unbegründet waren. Doch schon nach wenigen Stunden stellte sich heraus, dass diese Sorgen unbegründet waren. Im Gegenteil waren sie sogar regelrecht begeistert davon, wie leicht es sich auf der Straße lebte. Tatsächlich bedienten sie sich auf ihrer Tour jedoch nur ein oder zwei Mal beim Dumpstern an den Mülleimern, da es einfach nicht nötig war. Die Nahrungsangebote für Obdachlose in Deutschen Städten sind so reichhaltig, dass sie gar nicht so viel essen konnten, wie man ihnen anbot. Anders als bei seinem Steinzeitprojekt nahm Heiko dieses mal nicht 12 Kilo ab, sondern sogar zwei Kilo zu. Immer wieder spürten sie, dass das Leben auf der Straße auch Wohlstand, Gemütlichkeit und Reichtum für sie parat hielt.
Leben im Überfluss
Da gab es zunächst die Wärmestuben mit Kaffee, Kuchen und belegten Broten. Dann gab es die Armenspeisungen. Bei diesen konnte man umsonst oder für einen symbolischen Beitrag von 50 Cent vom Frühstücksbuffet über mehrgängige Mittagmenüs bis hin zum warmen Abendessen alles bekommen. Es gab außerdem sogenannte Leb-Mit-Läden, in denen man zwei Mal die Woche für ein oder zwei Euro einen riesigen Korb voller Lebensmittel erhalten konnte. Des Weiteren gab es die Tafeln, regelmäßige Hilfsveranstaltungen mit All-You-Can-Eat von der Kirche oder von anderen religiösen Vereinigungen und vieles mehr.
Und selbst, wenn sie all dies nicht hätten nutzen wollen, weil sie beispielsweise wie viele Straßenkinder Angst gehabt hätten, irgendwo ihre Namen anzugeben, oder weil sie einfach keinen Kontakt zu anderen Obdachlosen hätten haben wollen, dann reichte es noch immer aus, an Imbissbuden, bei Bäckereien, Restaurants und Minimärkten nach Resten zu fragen, die nicht mehr verkauft werden würden. Kurz: Es dauerte keine zwei Tage, bis sie restlos verstanden hatten, dass es so etwas wie natürliche Armut in unserer Gesellschaft nicht gab und auch niemals geben konnte. Wir leben in einer Welt voller Überfluss und daran hat auch unsere Zivilisation nichts ändern können.
Obdachlosigkeit als Mittel der Manipulation?
Doch warum ist das Bild, das wir im normalen Leben von der Obdachlosigkeit haben so vollkommen anders, als das, was die Extremjounalisten nun am eigenen Leib erfahren durften? Dies ist kein Zufall! Wir sehen in den Nachrichten oder über die Medien Bilder von armen, verwahrlosten und leidenden Menschen, die keinen Zugang zu einem medizinischen System haben und darum glauben wir, dass wir nur deshalb gesund sein können, wenn wir Arbeiten gehen um Teil unseres Systems zu bleiben. Dabei nehmen wir dann wissentlich und willentlich in Kauf, dass uns genau diese Arbeit krank macht. Je tiefer die beiden in das System der Obdachlosigkeit eintauchten, desto klarer wurde, dass hier nichts zufällig passierte. Obdachlosigkeit war zum einen ein Markt, mit dem viel Geld gemacht werden konnte, und zum anderen ein nötiges Druckmittel, das uns als Rädchen in der Gesellschaftsmaschinerie festhielt.
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